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1806. Verpflichtung zum Rheinbund.

Eine der ersten Pflichten, welche der mit dem Kaiser Napoleon abgeschlossene Friede dem nunmehrigen Könige von Sachsen auferlegte, war der Beitritt zum Rheinbunde. Mit diesem Bunde hatte es folgende Bewandtniß. In der Mitte des Jahres 1806 schloß der französische Kaiser mit verschiedenen Fürsten, z. B. mit den Königen von Bayern, Württemberg, ferner mit den Fürsten von Baden, Hessen etc. in Paris ein Bündniß, welches man den Rheinbund nannte. Sämmtliche Fürsten dieses Bundes mußten sich verpflichten, jeden Krieg gegen Frankreich so anzusehen, als würde er gegen sie geführt. Für dieses Opfer wurden sie unbeschränkte (souveräne) Herren ihrer Länder und standen nicht mehr unter dem deutschen Kaiser. Zugleich erklärte sich Napoleon zum Protektor (Beschützer) des Rheinbundes.

Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 mit der Unterschrift Napoleons.
Rheinbundakte vom 12. Juli 1806 mit der Unterschrift Napoleons.

Bis zum Jahre 1806 stand an der Spitze des deutschen Reiches ein Kaiser, welchen die Kurfürsten wählten und welchen die deutschen Fürsten als ihren Oberherrn anzuerkennen hatten. Die dem Rheinbunde beigetretenen Fürsten erklärten ihren Austritt aus dem deutschen Reichsverbande, was der deutsche Kaiser (Franz II.) ruhig geschehen lassen mußte, da sich gegen den mächtigen Beschützer jenes Bundes nichts thun ließ. Er hielt es unter solchen Verhältnissen für gerathen, seine Würde niederzulegen, nahm aber dafür den Titel: Kaiser von Oesterreich (Franz I.) an. Somit erreichte im Jahre 1806 das deutsche Reich, von Karl dem Großen gegründet, nach einem tausendjährigen Bestehen sein Ende. (Die Wiederaufrichtung desselben siehe weiter unten.)

Während dieser Vorgänge machten die französischen Waffen in Preußen unglaubliche Fortschritte. König Friedrich Wilhelm von Preußen befand sich in der peinlichsten Lage. Da dämmerte in seiner Seele ein neuer Hoffnungsstrahl auf. Rußlands großer Kaiser, Alexander I., sagte ihm seine Hilfe zu und ließ ein Armeecorps nach Preußen vorrücken. Napoleon säumte ebenfalls nicht, sein Heer zu verstärken. Da unser König dem Rheinbunde beizutreten gezwungen worden war, so mußte er auch seine Truppen mit dem französischen Heere vereinigen. Mit größtem Widerstreben ließ er 6000 Mann zu dieser Armee abmarschiren.


Quellangaben und Verweise.
Aus: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen. Autor: Karl Petermann, Direktor der evangelischen Freischule in Dresden. Leipzig 1881. Verlag von Julius Klingkhardt. Seite 376-379.
Quelle: https://staatsbibliothek.ewigerbund.org/viewer/image/p_gesch_sachsen/1/LOG_