Friedensliebe. – Reformen.

In bewegter Zeit trat Maximilian II. die Regierung in Bayern an. Die Februarrevolution, die in Frankreich ihren Ausgang genommen, hatte ganz Europa überflutet und auch in Deutschland Unruhe und Verwirrung gestiftet. Der Einsicht und Versöhnlichkeit Maximilians gelang es bald, die Ordnung in seinem Lande wieder herzustellen. Sein Wahlspruch war: „Ich will Frieden haben mit meinem Volke“, und diesem Grundsatze entsprechend war es sein eifrigstes Bestreben, dem Lande eine neue, zeitgemäße Gesetzgebung zu schaffen. Gleich bei seinem Regierungsantritte hatte er eine Reihe volksfreundlicher Zugeständnisse gemacht, womit er die Versprechungen seines Vaters einlöste und allen berechtigten Forderungen weit entgegenkam. Die Rechtspflege erfuhr durch Einführung der Schwurgerichte und des öffentlichen Strafverfahrens eine namhafte Verbesserung. Die Preßfreiheit förderte das Bücher- und Zeitungswesen und hob so die geistige Kultur des Landes. Ein neues Landtagsgesetz, wonach die Abgeordneten ohne Rücksicht auf die Standesangehörigkeit gewählt werden sollten, erhöhte den Einfluß und die Bedeutung der Volksvertretung.

Hebung des wirtschaftlichen Lebens.

Das ganze leider so kurze Leben des Königs war erfüllt von unablässiger Sorge für das Wohl seines Landes. Der Bauernstand erfuhr eine kräftige Förderung durch Beseitigung oder Ablösung der drückenden Grundlasten und Zehnten. Handel und Industrie nahmen durch Errichtung zahlreicher Eisenbahn- und Telegraphenlinien sowie durch die Veranstaltung einer deutschen Industrieausstellung einen erneuten Aufschwung. Ein feines Verständnis zeigte Maximilian für die Bedeutung des Kunstgewerbes, das er durch die Errichtung des Bayerischen Nationalmuseums, einer großartigen Sammlung von Erzeugnissen des vaterländischen Kunstfleißes, zu heben suchte. Das Germanische Museum zu Nürnberg sollte ähnlichen Zwecken dienen.

Pflege der Kunst und Wissenschaft.

Auch die künstlerischen Bestrebungen seines Vaters nahm Maximilian II. Wieder auf und suchte ihnen durch Errichtung zahlreicher Bauwerke und schöner Denkmäler zu dienen. Die prächtige Maximilianstraße in München, in der später das Standbild des edlen Königs errichtet wurde, verdankt ihm ihre Entstehung. Besondere Gunst wandte Maximilian der Dichtkunst zu. Männer wie Geibel und Bodenstedt, Hermann und Maximilian Schmidt, Paul Heyse und Martin Greif erfuhren warmherzige Förderung und wirksame Anregung durch den König, dessen Kunstsinn und dessen fürstliche Gunst den „Münchener Dichterkreis“ zusammengerufen hatte.

Eine besonders liebevolle Sorgfalt wandte Maximilian II. der Pflege der Wissenschaften zu. Viele hervorragende Gelehrte wurden an die Münchener Hochschulen berufen, und mit reichen Geldmitteln unterstützte der König ihre Arbeiten, so daß für Bayern eine Blüte wissenschaftlicher Tätigkeit begann. Mit glücklichstem Erfolge wirkten Liebig auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, Riehl auf dem der Kulturgeschichte, Ranke, Sybel und Giesebrecht auf dem der Geschichte. Zur Ausbildung besonders begabter und würdiger junger Leute gründete er das Maximilianeum.

So wurde Maximilians Regierungszeit auf allen Gebieten geistigen Lebens zu einer Quelle reichen Segens und bot in vielem eine glückliche Ergänzung zu dem, was sein Vater Ludwig l. erstrebt und geschaffen hatte. Und wie dieser, bewährte auch Maximilian II. in allem eine echt deutsche Gesinnung. Wie viele seiner Zeitgenossen glaubte er an eine Neugestaltung und Einigung des großen deutschen Vaterlandes mit Einschluß Österreichs. Als im Jahre 1864 der Krieg gegen Dänemark eröffnet wurde, kehrte der schwer Erkrankte aus dem sonnigen Italien nach München zurück, wo ihn der Tod unerwartet schnell seinem trauernden Volke entriß.

Quelle: Bayerisches Realienbuch. Bearbeitet von Dr. Hans Reinlein, Oberlehrer in München Realienbuch Nr. 63, 171. bis 180. Gesamt-Auflage. Bielefeld und Leipzig 1915, Seite 122-123.