1183-1231. Ludwig der Kelheimer.

Otto’s Nachfolger im Herzogthume war Ludwig I., sein unmündiger Sohn, von seiner Residenz Kelheim – wo er geboren und ermordet wurde – „der Kelheimer“ genannt. Noch vor seiner Volljährigkeit war mit dem Bischofe von Freising, der den Salzhandel von München wieder nach Föhring verlegt haben wollte, Streit ausgebrochen, in welchem die Wittelsbacher die Stadt Freising zerstörten. Ein kaiserlicher Ausspruch entschied den Zwist zu Gunsten Münchens. Als der junge Ludwig selbst die Regierung übernahm (1192), wütete im Lande ein noch heftigerer Kampf zwischen zwei adeligen Geschlechtern, dem unbändigen Grafen Adelbert von Bogen und den Grafen von Ortenburg, der erst nach langen und blutigen Reibungen endete.

Indeß war Kaiser Friedrich Barbarossa auf einem Kreuzzuge (dem Dritten), den er mit mehr als 30.000 Rittern, darunter vielen Bayern, von Regensburg aus unternahm, während des Badens im Flüßchen Saleph in klein Asien umgekommen und sein Sohn Heinrich VI. zum Nachfolger erhoben worden. Nach dem frühzeitigen Tode dieses Kaisers (1197) stritten zwei Fürsten, sein Bruder Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig, der Sohn Heinrich des Löwen, um die deutsche Krone.

Ludwig und mit ihm Bayern hielt mutig zu Philipp, der nach hartnäckigem Kampfe auch Sieger blieb und den Thron von Deutschland bestieg. Allein im Jahre 1208 wurde dieser Fürst von dem bayrischen Pfalzgrafen Otto VIII., einem Vetter Ludwigs des Kelheimers, meuchlings ermordet. Philipp hatte nämlich dem Pfalzgrafen, einem Manne von rauher und heftiger Gemütsart, seine Tochter Kunigunde zur Gemahlin versprochen, aber nicht Wort gehalten. Als nun Otto um die Hand einer polnischen Königstochter werben wollte, ward ihm auf sein Verlangen vom Könige Philipp ein Empfehlungsschreiben an den polnischen Hof mitgegeben.

Unterwegs fiel es dem Pfalzgrafen ein, diesen Brief zu öffnen und sich von seinem Geheimschreiber den Inhalt vorlesen zu lassen. Aber wie erstaunte er, als er statt einer Empfehlung die bittersten Schmähungen über sich vernahm. Vor Zorn und Rache glühend, kehrte der Betrogene um, eilte nach Bamberg, wo Philipp sich eben aufhielt, stürzte in die Residenz, entriß einer Leibwache das Schwert und stieß es dem Könige, der eben in seinem Gemache mit dem Bischofe von Speyer Schach spielte, in den Hals. Aber schweres Gericht traf den Königsmörder. Auf zwei Reichstagen wurde er geächtet und Jedermann aufgefordert, ihn todt oder lebendig zu fangen. Bei Abbach, unweit von Regensburg, ward der unstete Flüchtling endlich von dem Grafen von Pappenheim erschlagen und sein Haupt in die Donau geworfen.

Aus Abscheu gegen die verruchte That ließ Herzog Ludwig I. des Mörders Schloß, die Stammburg Wittelsbach, im Jahre 1209 von Grund auf zerstören. An dessen Stelle ist 1832 ein gothisches Denkmal errichtet worden. Nach kurzer Regierungszeit Otto’s von Braunschweig wurde nun Heinrichs VI. Sohn, der junge Hohenstaufe Friedrich II., Kaiser im deutschen Reiche. Er war dem wackeren Bayernherzog in besonderem Vertrauen zugethan und beschenkte ihn darum mit Würde und Gütern. Nach Ludwig’s Rückkehr aus Palästina, wohin er einen Kreuzzug gelobt und unternommen hatte, übertrug ihm der Kaiser, welcher häufig in seinen Erbländern Neapel und Sicilien verweilte, die Verwaltung des Deutschen Reiches (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen) und die Leitung seines ungeratenen Sohnes, des späteren deutschen Königs Heinrich VI.

Ludwig I. vergrößerte die Wittelsbachische Hausmacht durch ansehnliche Güter im Lande, die ihm Theils durch Kauf, Theils durch das Aussterben adeliger Familien zufielen. Durch seine Vermählung mit Ludmilla, der Witwe des Grafen von Bogen, erbte er die reichen Besitzungen dieses Geschlechtes. Auch die edle Salzquelle zu Reichenhall und mehrere Gold- und Silberbergwerke brachte er an sich. Trotz der stürmischen Zeiten gediehen durch Ludwigs Fürsorge auch viele treffliche Werke des Friedens im Lande. So vollendete er den Bau der Stadt Landshut, erhob Straubing und Landau (an der Isar) zu Städten, umgab Braunau und andere Orte mit Mauern und förderte durch weiße Maßregeln Kunst und Handwerk. Gerne verweilte er in späteren Tagen zu Kelheim, seiner Residenz, in Ruhe des Volkes Wohl zu pflegen.

Dort lustwandelte er auch an einem Herbstabende des Jahres 1231, als unfern von der Donau-Brücke ein Unbekannter zu ihm trat und ihm einen Brief überreichte. Doch während der Herzog diesen erbrach und zu lesen begann, stieß ihm der Verruchte einen Dolch in den Hals und entfloh. Zwar wurde er von herzukommenden ereilt und erschlagen, aber des Herzogs Leben war entflohen und unbekannt bleibt seiner Ermordung Urheber und Anlaß. Dieser mörderische Überfall ist der Gegenstand vorliegenden Bildes. Von dem tödlichen Stoße getroffen, sinkt der Herzog, seinen Händen ist das verhängnisvolle Schreiben entfallen, leblos zusammen. Die wilden Blicke des Unmenschen zeigen von Verwirrung und Wahnsinn, in welchen er auch, wie viele glauben, die schreckliche That verübt haben soll.

Quelle: Geschichte von Bayern und der zum Königreich gehörigen Provinzen Rheinpfalz, Franken u. Schwaben in 120 Bildern mit erklärendem Texte für Schule und Haus, Thomas Driendl 1854.