1314-1347. Friedrich von Österreich und Ludwig von Bayern.

Heinrichs Tod war für Deutschland ein Unglück; denn es kam nun zu einer Doppelwahl. Die Mehrheit stimmte für den Herzog Ludwig von Bayern und die übrigen, darunter Ludwigs eigener Bruder Rudolf, für den Herzog Friedrich den Schönen von Österreich.

Bei der ersten Theilung Bayerns 1255 hatte Ludwig der Strenge (von 1255-1294), der sich seinen Beinamen durch die Hinrichtung seiner unschuldigen Gemahlin Maria von Brabant erwarb, Oberbayern und die Rheinpfalz und Heinrich XIII. Niederbayern erhalten. Ludwigs Söhne Rudolf und Ludwig der Bayer regierten anfangs gemeinschaftlich, theilten sich aber 1310 in Folge einer eigenmächtigen Verfügung Rudolfs über pfälzische Güter so das Land, daß Rudolf den größten Theil von Oberbayern, die Rheinpfalz und die Kurwürde erhielt, während der Rest von Oberbayern Ludwig dem Bayern zufiel. Letzteren übertrug 1312 der Herzog Otto IV. von Niederbayern die Vormundschaft über die drei noch unmündigen Erben von Niederbayern, und da der Adel von Niederbayern dieselbe nach Ottos Tode dem Herzog Friedrich dem Schönen von Österreich übertrug, so kam es zwischen Ludwig und Friedrich zu dem sogenannten Vormundschaftskrieg. Bei Gammelsdorf, unweit Moosburg in Oberbayern, wurde Friedrich 1313 besiegt, worauf er unter der Bedingung auf die Vormundschaft verzichtete, daß Ludwig ihm bei der Kaiserwahl seine Stimme gebe. In demselben Jahre hoben Rudolf und Ludwig die Theilung von 1310 auf und regierten wieder gemeinschaftlich. Als aber 1314 Ludwig, gedrängt von seiner Partei, die Kaiserkrone annahm, entzweiten sich die Brüder so, dass Rudolf das Land verlassen mußte und 1321 in Österreich starb.

Die Folge der Kaiserwahl war, daß der Krieg zwischen Ludwig und Friedrich abermals entbrannte, und erst 1322 kam es zur Entscheidungsschlacht bei Mühldorf und Ampfing. Ludwig, für den die Böhmen, der Burggraf von Nürnberg, Heinrich von Niederbayern und die treuen Städte kämpften, blieb durch die Kriegskunst des erfahrenen Nürnberger Feldhauptmanns Friedrich Schweppermann Sieger, und Friedrich der Schöne wurde gefangen genommen und auf die feste Burg Trausnitz bei Nabburg in ritterliche Haft gebracht. Friedrichs Bruder Leopold führte jedoch den Krieg fort und verband sich mit dem König Karl IV. von Frankreich und dem zu Avignon in Frankreich residierenden Papst Johann XXII. Letzterer schleuderte gegen Ludwig den Bann, belegte sein Land mit dem Interdikt, reizte die Polen zu einem Einfall in Brandenburg, mit welcher Mark Ludwig seinen ältesten Sohn Ludwig 1324 belehnt hatte, und forderte die Kurfürsten auf, dem französischen König die deutsche Krone zu übertragen. Um mit seinen verschiedenen Gegnern eher fertig zu werden, suchte sich Ludwig mit der österreichischen Partei auszusöhnen. Er gab Friedrich dem Schönen die Freiheit, wogegen dieser seinen Bruder Leopold zum Frieden bewegen sollte. Da dies Friedrich nicht gelang, so kehrte er, dem Trausnitzer Vertrage gemäß, in die Gefangenschaft zurück, worauf Ludwig die Regierung des Reiches mit ihm theilte, obwohl die Kurfürsten hierzu nie ihre Einwilligung gaben.

Hierauf unternahm Ludwig einen Römerzug, empfing zu Mailand die eiserne und zu Rom 1328 die Kaiserkrone, setzte einen Gegenpapst ein und versöhnte sich auf dem Heimwege am 4. August 1329 mit den Söhnen seines inzwischen verstorbenen Bruders Rudolf durch den für Bayern sehr wichtigen Hausvertrag von Pavia.

Durch diesen wurde die Rheinpfalz mit der Hauptstadt Heidelberg und der größte Theil des Nordgaues (der Oberpfalz) von Oberbayern getrennt und den Söhnen Rudolfs übergeben. Die Kurwürde sollte von nun an zwischen Bayern und der Pfalz abwechseln, und für den Fall des Aussterbens der einen oder andern Linie wurde gegenseitige Erbfolge festgesetzt.

Da Ludwig auch nach seiner Rückkehr von Rom, obwohl er sich zur Kirchenbuße und zum Huldigungseid erbot, keine Aussöhnung mit dem päpstlichen Stuhle zu Avignon herbeiführen konnte, so legte er den ganzen Streit auf dem Reichstage zu Frankfurt der Versammlung vor, und diese erklärte, daß der Kaiser alles gethan habe, was nur von ihm verlangt werden könne, und daß diejenigen Geistlichen, die dem Interdikte Folge leisteten, verjagt werden sollen. Und noch in demselben Jahre erklärten die Kurfürsten zu Rense am Rhein, daß die Kaiserliche Gewalt von Gott komme und nicht vom Papste, und dass derjenige, welcher von sämtlichen Wahlfürsten, oder der Mehrzahl derselben auch in Zwiespalt gewählt sei, zur Führung des Königstitels und Reichsgewalt die päpstliche Bestätigung nicht bedürfe.

Ludwig konnte sich nunmehr auch auf seine eigene Macht mehr verlassen, da dieselbe bedeutend zugenommen hatte. Schon 1324 hatte er seinem Sohne Ludwig die erledigte Mark Brandenburg gegeben. 1340 fiel ihm Niederbayern zu, 1342 brachte er, indem er eigenmächtig die Ehe der Gräfin Margaretha Maultasche von Tyrol mit Johann von Böhmen löste und erstere mit seinem eigenen Sohn Ludwig verheiratete, auch Tirol an sein Haus, und nach dem Tode seines Schwagers, des Grafen von Holland, fielen ihm die niederländischen Grafschaften Holland, Seeland, Hennegau und Friesland zu.

Durch diese Ländererwerbungen verlor Ludwig die Gunst manches Kurfürsten, und da er durch die Trennung der Ehe zwischen Margaretha von Tyrol und Johann von Böhmen auch den Papst Clemens VI. erzürnte, so belegte ihn dieser abermals mit dem großen Kirchenbanne und gewann fünf Kurfürsten für sich, welche hierauf zu Rense 1346 Ludwig für abgesetzt erklärten und den böhmisch-luxemburgischen Prinzen Karl zum Könige wählten.

Bei dieser Wahl fiel das deutsche Reichsbanner in den Rhein und konnte nicht wieder gefunden werden. Da jedoch mehrere Kurfürsten und vor allem die Städte, denen Ludwig stets ein wohlgesinnter Kaiser war, diesem treu blieben, so konnte Karl trotz aller Schliche und Wendungen nicht aufkommen, so lange Ludwig lebte. Auf einer Bärenjagd endete ein plötzlicher Tod am 11.10.1347 bei Fürstenfeld unweit München das bewegte Leben dieses Kaisers; seine dankbaren Münchner geleiteten die Leiche in feierlichem Zuge in ihre Stadt, und Kurfürst Max I. ließ seinem großen Ahnen nachmals in der Frauenkirche zu München ein würdiges Denkmal errichten.

Der große Länderbesitz, den Ludwig seinen sechs Söhnen hinterließ (circa 1200 Quadratmeilen), sollte jedoch nicht lange Bestand haben. Schon am 13. Sept. 1349 erfolgte zu Landsberg die zweite Theilung Bayerns, wodurch Ludwig der Brandenburger, Ludwig der Römer und Otto Oberbayern, Brandenburg und Tyrol, und Stephan mit der Haste, Wilhelm und Albrecht Niederbayern und Holland erhielten, und da bald darauf zwei weitere Theilungen stattfanden, indem Ludwig der Brandenburger zu Luckau am 24. Dez. 1351 seinen beiden Mitregenten Brandenburg, und Stephan den seinen zu Regensburg am 3. Juni 1353 Holland und den östlichsten Theil von Niederbayern mit Straubing abtrat, so entstanden aus der Erbschaft Ludwigs des Bayern vier Linien: Oberbayern-Tirol, Brandenburg, Niederbayern-Landshut und Niederbayern-Straubing-Holland, was zur Folge hatte, daß die Nebenländer bald ganz für das Haus Wittelsbach verloren gingen.

Als 1363 die Linie Oberbayern erlosch, kam Tyrol an Österreich. Brandenburg wußte Karl IV. 1373 für seine Söhne zu erwerben. Holland fiel 1433 an Burgund, und nur Bayern-Straubing fiel nach dem Aussterben dieser Linie im Mannesstamme 1425 die übrigen Linien Bayerns zurück. Das 1363 wieder vereinigte Ober- und Niederbayern wurde aber am 19. Nov. 1392 zum dritten mal geteilt (in Bayern – München, Landshut und Ingolstadt), und erst 1506 kam eine bleibende Vereinigung zu Stande.

Quelle: Deutsche Geschichte in Verbindung mit dem Wichtigsten aus der bayerischen Geschichte Karl Keppel 1875. Seite 105-108.