Die Regierung Max III. Joseph brachte über Bayern eine Zeit glücklicher und friedlicher Entwicklung. Während der Regierungszeit dieses edlen Friedensfürsten kam kein Feind ins Land, so daß er seine ganze Kraft dem Wohle seines Volkes widmen konnte.

Die wirtschaftlichen Kräfte des Landes zu heben, erkannte er als seine erste und wichtigste Aufgabe. Er suchte deshalb der Landwirtschaft, die unter seinen Vorfahren durch unaufhörliche Kämpfe und Unruhen schwer gelitten hatte, wieder aufzuhelfen, indem er den Anbau des Hopfens und anderer Handelsgewächse begünstigte und den Kartoffelbau in Bayern einführte. Die Industrie förderte er durch Anlage von Spinnereien und durch Gründung von Fabriken. (Die Erbauung der Nymphenburger Porzellanfabrik ist sein Werk.)

Durch solche Maßnahmen erschloß er aber auch den Staatskassen neue Einnahmequellen und es gelang ihm die Schuldenlast zu tilgen, die er von seinem Vater Karl Albrecht übernommen hatte.

Der Verwilderung der Sitten, die als Folge wilder Kriegszeiten noch immer deutlich fühlbar war, suchte er mit Hilfe des Rechtsgelehrten Kreittmayr durch strenge Gesetze zu steuern. Aber noch segensreicher wollte er in der gleichen Richtung durch Unterricht und Erziehung wirken. Deshalb wandte er einer gesteigerten Volksbildung sein vollstes Augenmerk zu und ließ das Unterrichtswesen durch seine Räte Braun und Ickstatt einer vollständigen Neuordnung unterziehen. Ferner stiftete er die Akademie der Wissenschaften, der er vornehmlich die Pflege der vaterländischen Geschichte zuwies. Denn er hatte die Überzeugung, daß ohne Vaterlandsgeschichte keine wahre Vaterlandsliebe möglich sei. Als Papst Clemens XIV. 1773 den Jesuitenorden aufhob und dessen Vermögen dem Staate zufiel, gewann er reiche Mittel für den Unterhalt der höheren Schulen.

Während einer Hungersnot, die das Land im Jahre 1770—71 heimsuchte, ließ er große Mengen Getreide aus Italien kommen und es unter den Notleidenden verteilen, wie er denn überhaupt gleich einem Vater für das Wohl seines Volkes sorgte, das ihn mit Dankbarkeit den „Vielgeliebten“ nannte und ihn tief betrauerte, als er im Jahre 1777, erst 50 Jahre alt, unerwartet rasch verschied.

Mit ihm erlosch die Ludwigsche Linie des Hauses Wittelsbach und die Pfälzische Linie trat mit Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach das bayerische Erbe an.

Quelle: Bayerisches Realienbuch. Bearbeitet von Dr. Hans Reinlein, Oberlehrer in München Realienbuch Nr. 63, 171. bis 180 Gesamt-Auflage. Bielefeld und Leipzig 1915, Seite 100-101.