
Denn die lateinischen Buchstaben
hindern uns über die Maßen,
gut Deutsch zu reden.
Martin Luther
Über die Frakturschrift.
Ziel dieses Kapitels auf der Seite ist es, dem interessierten Leser Hilfestellung zu geben und ihm die Tore zu öffnen zu Tradition und Kultur dieses altehrwürdigen und hochgeachteten Volkes: den Deutschen.
Als um 1500 der Buchdruck erfunden wurde, entwickelten sich aus den verschiedenen Schreibschriften – Bücher und Dokumente wurden damals noch von Hand verfaßt und vervielfältigt – die sogenannten Druckschriften. Unterschieden wurden diese in lateinische Lettern (Bsp. Antiqua) und gebrochene Schriften, die Frakturen. Die Fraktur ist also nicht nur eine eindeutige Schriftart, sondern vielmehr ein Oberbegriff für „Urschriften“ und sogenannte Bastardschriften und wird auch heute noch als solcher gebraucht. Zu den Urschriften zählen die „Fraktur“ (im engeren Sinn), die aus Italien kommende „Rotunda“, die englisch-französische „Old-English“, welche zu den gotischen Lettern gezählt wird und die „Alte Schwabacher“. Im 15. Jahrhundert wurden kirchliche und wissenschaftliche Texte in lateinischen Lettern abgedruckt. Beim Druck der Luther-Bibel gingen einige Drucker dazu über, alles Gute und Segensreiche in der Schwabacher zu setzen und bei den bösen und strafenden Passagen der Bibel die Antiqua zu belassen.
Auch wenn sich die Kurrent (deutsche Schreibschrift) und die Fraktur erst 1871, mit Gründung des Deutschen Reichs, als Amts- und Verkehrssprache festigten – Bismarck soll sich zeitlebens geweigert haben, deutsche Texte in Antiqua zu lesen – war schon in der Geburtszeit des Buchdrucks, ein starkes Empfinden zur eigenen Schrift und Sprache.
So drückt sich Wolfgang Fugger um 1553 aus mit dem Satz:

Auch die Mutter Goethes schrieb 1794 an ihren Sohn:

Anzumerken zu dieser Frau sei auch, daß sie Schrift und Sprache in enger Verbindung sah und um den Fortbestand der Deutschen fürchtete, wenn sie ihre Sprache verlören. Wurden die gebrochenen Schriften auch in anderen europäischen Ländern genutzt, so hatten die Deutschen auch hier schon ein höheres Maß an Sprachgefühl und Genauigkeit. Ein Herausstellungsmerkmal der „deutschen Schriften“ war das lange s (ſ ). Dieses erlaubt es, Wortbilder mit einer Klarheit darzustellen, die anderen Schriften fehlte.