Eindrücke zu den Fanalen 31. Juli 2024.

Deutschland brennt – Eindrücke zu den Fanalen vom 31. Juli 2024.

Nachdem wir uns bereits 110 Jahre im Kriegs- und Belagerungszustand befinden, haben Deutsche im Reich ein Leuchtsignal gesetzt und es boten sich am 31. Juli 2024 an verschiedenen Stätten, die für diesen Krieg mahnen, besonders eindrucksvolle Bilder.

Die Fanale an diesem Tag ist unser Zeichen für das Ende des alten, von Kriegen und Belagerungen geprägten Kaiserreiches und den Aufbruch in eine neue friedliche Zeit. Die Leuchtfeuer, die die Türme und Denkmäler in ein gleißendes Licht tauchten, verkörpern den gemeinsamen Wunsch nach einem friedlichen und gerechten Staat, unserem Staat, das Deutsche Reich. Sie stehen für den Glauben, daß selbst nach 110 Jahren Kriegs- und Belagerungszustand die Zeit des Friedens gekommen ist.

Wir sind uns sicher, die Dunkelheit wird durch das Licht überwunden werden. So zeigen wir das Streben nach Gerechtigkeit und das Bemühen, die Fehler der Vergangenheit zu erkennen und zum Guten zu wenden. Ein zentraler Gedanke der Fanale ist die Botschaft, dass die Zukunft allein in unseren Händen liegt und von uns selbst gestaltet werden kann. Nur durch bewußtes Handeln und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, können wir eine gerechtere und friedlichere Zukunft schaffen und aus Unrecht endlich wieder Recht machen.

Komm einfach mit!

Gedenken an Otto von Bismarck.

209 Jahre lebendiger Schöpfergeist.

Am 1. April 1815 erblickte der wohl fähigste und genialste Politiker, den es jemals gab und vermutlich geben wird, der Vater des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck, das Licht der Welt. Die Worte, die in der Oberhessischen Zeitung 1915 zu Bismarcks 100. Geburtstag zu lesen sind, geben einen guten Einblick, welch hohes Ansehen dem Virtuosen der Staatslehre und des diplomatischen Geschickes im deutschen Volk zuteil wurde.

Oberschlesische Zeitung 1915

Gedicht geschrieben von Oberstleutnant Hans von Felgenhause.

In den nachfolgenden Beitrag wird der Artikel aus besagter Zeitung und zum 209. Wiegenfeste Otto von Bismarcks erneut veröffentlicht.

Zu Bismarcks 100. Geburtstag.

Der Weltkrieg, in dem wir stehen, verschlingt Sinne und Gedanken. Wer hat da Zeit rückwärts zu schauen? Unser Leben ist ein tägliches Spähen in das Morgen, ein Hinaushorchen in das Zukünftige, das werden soll und für das unsere Söhne bluten. Wir waren der Gedenktage gründlich müde geworden. Jetzt schlägt – mitten hinein – der große Gedenktag Bismarcks. Da verstummt für uns gleichsam plötzlich der Waffenlärm; die vorwärts gebückte Seele reckt sich auf; die gehetzten Gedanken rasten, wir hören vergangene Töne und schauen froh und stolz für einen Moment zu dem empor, der vor hundert Jahren geboren ist, der aus dem vorigen Jahrhundert wie ein sonnenüberstrahlter Felsengipfel in die umwölkte Gegenwart hineinragt, der, wie ein fast übermenschlicher Schöpfergeist, das Deutsche Reich in die Welt gestellt, der uns das gegeben hat, um was wir kämpfen.

Zum 80. Geburtstag Bismarcks pilgerten vor zwanzig Jahren 5000 Studenten, ja, ganze Völker nach Friedrichsruh; der Kaiser ließ im Herzogtum Lauenburg vor dem Gefeierten, als wäre er Souverän, eine kleine Armee, Husaren, Kürassiere, Artillerie in Parade aufziehen und gab dem Baumeister des Reichs den goldenen Pallasch statt der Mauerkelle als Sinnbild, da der Kitt des Bismarckschen Baus Blut und Eisen war. Auch heute ist wohl kein Ort im Reich, kein Regiment an der Front, das nicht in Ehrfurcht und Bewunderung seiner gedächte. Der Rektor unserer Universität wird am 1. April an Bismarcks Gruft einer derer sein, die dort einen Kranz der Huldigung niederlegen. Die Nation aber steht im Felde. Das Schicksal hat es gewollt: am hundertsten Geburtstag fehlt das bunte Kriegsspiel der Parade; der Krieg selbst ist an ihrer Stelle erschienen, der furchtbare Krieg, der das Deutsche Reich, Bismarcks Werk, und den von ihm durchgesetzten Frankfurter Frieden, wie wir hoffen, für alle Zeiten sichern soll.

Wer hätte mehr Grund und Verpflichtung dazu, sich der Ursachen, aus denen unsere Gegenwart geflossen ist, bewußt zu halten, als der Gelehrtenstand? Daher muß vor allen anderen jeder normale deutsche Akademiker, ob lehrend, ob lernend, zu einem Kenner Bismarcks werden, und Kennen ist hier Verehren. Wer sich klar wird über das Werden unseres neuen Reichs, dem wird Bismarck selbst als Mensch lebendig. Die Geburtsgeschichte des Reiches ist s e i n e Biographie.

Im Jahr der endgültigen Niederwerfung des Weltbezwingers Napoleon ist Bismarck geboren, als sollte er ihn ablösen, und das Geräusch der Schlacht von Waterloo scholl gleichsam über seine Wiege. Von vorn herein war sein Eigenleben mit dem Staat, der ihn umgab, triebhaft verwachsen, und die Ziele seiner außenordentlichen Tatkraft und Denkkraft lagen weit außer ihm selbst und in der Gesamtheit. Ein Rassenpatriot; die unerfüllten Wünsche, die das mißhandelte Preußen nach den Befreiungskriegen in sich nährte, betrachtete er als sein eigenes Erbe und Eigentum. So warf er sich gleich, als das Jahr 1848 hereinfuhr, mit kochender Seele in die Ereignisse und lebte die schwanken Schicksale des übel beratenen Staates mit durch, um aus dieser embryonischen Zeit, aus der Zeit der noch ungeborenen deutschen Zukunft, mit klaren Zielen hervorzugehen.

Und es folgten die 40 großen Bismarckjahre, ein Leben unendlichen, aufreibenden, allumfassenden Fleißes, aus dem des Mannes Taten hervorspringen wie Flammen aus dem schlummernden Vulkan. Bildhaft stehen sie vor uns, seine Taten. Wer könnte sie erschöpfen? Wir denken an Bismarck, wie er am großen grünen Bundesratstisch in Frankfurt unter den schläfrigen Diplomaten sitzt, den österreichischen Herren die brüsken Manieren abgewöhnt, die berühmte Zigarre ansteckt, gefälschte Protokolle berichtigt und dabei schon ganz Europa fühlen läßt, daß ein Wille da ist, der einmal der servilen preußischen Politik ein Ende zu machen befähigt und gesonnen ist. Wir sehen ihn als Gesandten in Rußland auf der Bärenjagd und als begünstigten Freund am Hof des Zaren. Da schon ist er Politiker großen Stils; seine Tat die dauernde Sicherung vor russischen Aspirationen. Dann tritt er als junger Minister in Berlin, von Haß überschüttet, vor das Parlament, spricht blitzenden Auges das kühne und doch so wohl erwogene Wort von „Blut und Eisen“, als gäbe er dem müden Gaul Preußen die Sporen, und düpiert England und Österreich 1864 in der Schleswig-Holsteinischen Frage. Der Gewinn für Preußen waren jene Meeresküsten an der Nord- und Ostsee, auf denen heute unsere Seemacht beruht.

Wir sehen Bismarck nach der Schlacht bei Königgrätz in Nikolsburg, von seinem Triumph berauscht, ja, in nervöser Erregung bis zum Weinkrampf erschüttert, als er den ewig denkwürdigen Kampf mit seinem König durchkämpfte, um die maßvollen Friedensbedingungen, die uns Österreichs zukünftige Freundschaft gesichert haben, durchzusetzen. Und der schwüle Sommer 1870 kommt. Mit Roon und Moltke sitzt er zu Tisch und empfängt aus Ems des Königs verhängnisvolle Depesche; eine Insulte Frankreichs. Alle Eßlust ist den Gästen vergangen; die Gabel fällt ihnen aus den Händen. Bismarck setzt die Feder an; die Depesche ist von ihm neu gestaltet, und wie der Blitz fährt sie hinaus, die schwüle Luft ist gereinigt, Moltke faßt Mut, und der große Sturm bricht los, der unsern Reichsfeind niederfegte.

Und der Krieg verstummt. Da ist schon derselbe Bismarck als praktischer Jurist, als Gesetzgeber und Staatenformer im Stil des großen Kaisers Octavian, der sich hinsetzt und für sechzig Millionen Deutsche die neue Bundesverfassung entwirft, die wundervoll kompliziert und elastisch dem Eigenleben aller Einzelstaaten im Reich Raum gibt und doch zugleich die strenge Einheit unseres Vaterlandes sichert. Und weiter: Bismarck als Kanzler; da steht er, der Hüne, als Redner im Reichstag, gewitternden Auges, auch hier ein Kämpfer im Kampf gegen die Hydra der Parteisucht, der am 6. Februar 1888 das „Wir fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt“ spricht, den Kernspruch, der wie ein Flammenschwert leuchtet und unter dem wir jetzt den Kampf gegen die Welt kämpfen, als wären wir Gottes Streiter.

Der Achtzigjährige spricht.

Und endlich Bismarck als achtzigjähriger verstoßener Riese im Sachsenwald, der einen neuen Kampf, den Kampf mit der Untätigkeit und Verbitterung kämpft, um auch darin Sieger zu bleiben, der alle Melancholie von sich wirft, warmherzig und großherzig in geselliger Form die Herzen des Volkes unmittelbar in Ansprachen und Austausch sucht und findet und dabei immer sagenhafter emporwächst, bis er schließlich, ein toter Mann, als gemeißelter Steinkoloß hoch über dem Leben am Hafen Hamburgs und über dem mächtigen Elbstrom steht, mit dem Antlitz die Seestürme auffangend und den hohen Blick gegen das offene Meer und gegen jenes England gerichtet, das, wie er wußte, nie Deutschlands Freund war und nie Deutschlands Freund sein wird. Es ist, als ob das Standbild dort trotzig und ahnungsvoll in die Zukunft starrte, in die Zukunft, die heute Gegenwart ist.

Seit Bismarck still wurde, liegt die Führung des Reichs und unser deutsches Geschick in unsres Kaisers eigenster Hand. Unser Kaiser aber war es, der, als Bismarck starb, das Gelübde ablegte, „das, was er, der große Kanzler, geschaffen, zu erhalten und auszubauen und, w e n n e s n o t t u t, m i t G u t u n d B l u t z u v e r t e i d i g e n“ (2. August 1908). Die bittere Not, das Gelübde zu erfüllen, ist erschienen. Ein Kampf mit Gut und Blut – aber auch mit Mut! Den furchtlosen Mut, einer Welt zum Trotz, kann uns der Mann geben, den wir heute feiern. Bismarck hat Deutschland in den Sattel gehoben, daß es reiten konnte; und so reitet es in die Schlacht und schwingt das scharfe Schwert, seines Helden gedenkend.

Ewig beneidenswert ist die frühere Generation, die seine Taten persönlich erlebt hat; es war die selige Frühlingszeit unsres neuen Deutschtums. Wir stehen jetzt voll Ungeduld in den Schrecknissen eines unübersehbaren Kriegs wie im Hagelschlag und im grauen, lichtlosen Wintersturm und ahnen nur im dämmernden Vorgefühl, wenn wir der Hoffnung in uns Raum geben, das Nahen eines neuen deutschen, noch herrlicheren Frühlings. Da ist es heilsam, zurückzublicken auf unsere Geschichte, die uns im Laufe zweier Jahrtausende solche Männer, die uns zu Arminius und Luther einen Friedrich den Großen und einen Bismarck gab. Das sind die Erzväter des Germanentums für alle Zeiten; kein Tadel und Neid reicht an sie heran, und wer auf sie blickt, dem kann der Mut nicht schwinden, und alles Verzagen verfliegt wie ein Nebelhauch im Vollicht der Sonne.

Th. Birt.

Otto von Bismarck und seine Zeit.

Am 1. April 1815 wurde zu Schönhausen ein Mann geboren, dessen Geist Wirkungen ausstrahlte, die weit über den Rahmen seines Vaterlandes hinausgingen, wenn auch bei ihm wie bei kaum einem andern seine ganze Kraft dem Vaterlande gehörte. Wie eine Erscheinung zog er die Augen aller auf sich, weckte er Zustimmung und nicht minder Kritik und Abwehr drinnen und draußen. Mit Stolz aber sagen wir heute: ER WAR UNSER. Wir leben in dem, das er geschaffen, sein Geist umschwebt uns heute mehr denn je. – Wenn da unser Volk den hundertjährigen Geburtstag Bismarcks festlich begeht, so mag es angezeigt erscheinen, das Leben dieses Mannes heute noch einmal an unserem geistigen Auge vorüberziehen zu lassen. In wenigen Worten wollen wir uns erinnern, wie Bismarck in seiner Zeit lebte und wirkte.

Otto von Bismarck entstammte altem märkischen Adel. Der Vater wird uns als eine gemütvolle, praktisch veranlagte Natur geschildert. Die Mutter, eine geborene Menken, war die Tochter des Kabinettschefs Friedrich Wilhelms III.; sie liebte Glanz und hoffte ihre Söhne einst in hohen Beamtenstellungen zu sehen.

Wilhelmine Luise v. Bismarck, des Fürsten Mutter.
Wilhelmine Luise v. Bismarck, des Fürsten Mutter.
Karl Wilhelm Ferdinand v. Bismarck, des Fürsten Vater
Karl Wilhelm Ferdinand v. Bismarck, des Fürsten Vater

Seine erste Erziehung genoß der Knabe in dem nach Jahns und Pestalozzischen Grundsätzen geführten Plamannschen Institut in Berlin, wohin er, noch nicht 7 Jahre alt, kam. Er besuchte dann zuerst das Friedrich Wilhelm-Gymnasium und das Gymnasium zum Grauen Kloster, das er 1832 mit dem Zeugnis der Reife verließ. Seinem alten Lehrer Bonnell, in dessen Hause er Aufnahme gefunden hatte, hat er bis in das hohe Alter hinein persönlich die herzliche Freundschaft bewahrt, wie er auch der alten Schule stets dankbare Anhänglichkeit zeigte. In den „Gedanken und Erinnerungen“ sagt er von dem Abschluß seiner Schulzeit, er habe die Schule als normales Produkt des staatlichen Unterrichts verlassen, als Pantheist und wenn nicht als Republikaner doch mit der Überzeugung, daß die Republik die vernünftigste Staatsform sei.

Dazu hatte ich von der turnerischen Vorschule mit Jahnschen Traditionen deutschnationale Eindrücke mitgebracht. Diese blieben im Stadium theoretischer Betrachtungen und waren nicht stark genug, um angeborene preußisch-monarchische Gefühle zu tilgen. Meine geschichtlichen Sympathien blieben auf Seiten der Autorität.

Er bezog dann die Universität Göttingen, um sich nach dem Wunsche der Mutter auf die diplomatische Laufbahn vorzubereiten. Er wurde zunächst aber ein fröhlicher Student. Die damalige Burschenschaft stieß ihn durch ihre extravaganten politischen Ansichten und ihr Auftreten ab und er wurde bei Gelegenheit eines Zwischenfalls Mitglied des Corps Hannovera.

Fröhliche Studentenstreiche mit Karzer und 25 Mensuren werden uns aus der damaligen Zeit von Bismarck berichtet, der dort in Göttingen in der hannoverschen Umgebung, wie seine Kommilitonen sagten, erst die preußischen Grundlagen seines Wesens entdeckte und festigte.

Eine feste Freundschaft verband ihn mit dem Amerikaner Motley und dem als Zoologen später sehr bedeutenden Grafen Kayserling (zuletzt Kurator in Dorpat) mit denen er im Sommer 1833 zur Fortsetzung seiner Studien nach Berlin übersiedelte.

Nachdem er 26jährig die erste juristische Prüfung, das Auskultator-Examen bestanden hatte, wurde er bei der Regierung in Aachen als Referendar eingestellt. In Aachen, dem internationalsten Bade der damaligen Zeit, geriet der pommersche Junker in den Strudel des großen Lebens, lernte aber auch in dem katholisch bürgerlich industriellen Lande ganz andere Verhältnisse kennen als sie bisher sich vor ihm aufgetan hatten. Tieferes Interesse konnte die Arbeit in den Büros der Regierung in ihm nicht wecken, ist er doch zeitlebens ein Feind der „Bürokratie“ gewesen.

Im Sommer 1837 überschritt er seinen Urlaub ohne Erlaubnis um Monate und kehrte nicht nach Aachen zurück, sondern trat bei der Regierung in Potsdam ein. Von März 1938 diente er als Einjähriger im Gardejägerbataillon, ließ sich aber noch vor Ablauf seines Jahres nach Greifswald zu den dortigen Jägern versetzen, von wo er zu gleicher Zeit landwirtschaftliche Vorlesungen in Eldena hören konnte.

Im Oktober 1839 schied er aus dem Staatsdienste, den er als Aktendienst nicht liebte. Es reizte ihn nicht „einmal als Präsident mit 2000 Taler Gehalt in einer Mittelstadt zu sterben“. Da zog er das Landleben und seine Freiheit vor. „Ich will Musik machen, wie ich es für gut befinde oder gar keine“, schreibt er in einem Briefe. Die Mutter erklärte sich noch kurz vor ihrem Tode mit Bismarcks Wünschen einverstanden und die beiden Söhne teilten sich in die Familiengüter.

Von 1939 bis 1852 ist Bismarck Landwirt geblieben. In einem späteren Brief sagte er: „Ich bin nun 12 Jahre lang ein unabhängiger Landjunker, d.h. bodenlos faul gewesen“. So ist ihm diese Zeit erschienen, in Wirklichkeit hat er in dieser Zeit neben einer Reise durch England, Frankreich und die Schweiz durch vieles Lesen die Grundlagen gelegt zu einer umfassenden geistigen Bildung, besonders in der Geschichte und der zeitlichen Literatur, ist daneben ein tüchtiger Landwirt gewesen und hat es verstanden, das Vertrauen seiner Landsleute in hohem Maße zu gewinnen.

Bismarck als Bauer.
Bismarck als Bauer.

Wie sehr er die Pflicht der Nächstenliebe fühlte, zeigt, daß er einst seinen Reitknecht Hillebrand, der ins Wasser gefallen war, unter eigner Lebensgefahr das Leben rettete. Er erhielt die Rettungsmedaille und hat diese Auszeichnung mit Stolz getragen. Als ihn später einmal ein hoher Diplomat spöttisch nach der Natur dieses „Ordens“ fragte, erwiderte er gelassen: „je nun, ich habe die Gewohnheit ab und zu einem Mitmenschen das Leben zu retten!

Die in ihm überschäumende Kraft zeitigte ein exzentrisches übermütiges Verhalten, so daß er in der Gegend als das „tolle Bismarck“ bekannt wurde. Er machte gelegentlich seine Gäste munter, indem er vom Hofe aus in die Zimmerecke gerade über ihrem Bette schoß u.a.

Seine Umgebung empfand zum Teil sehr wohl die überragende Bedeutung des Mannes, der von innerer Leere und Zweifeln sowie von Mangel an Betätigung für seinen rastlosen Geist gepackt war, aber nur wenige verstanden ihn wie sein Freund Moritz von Blankenburg und dessen Frau Marie geb. v. Thadden. Die letztere war es, die Bismarck durch die Empfindungen eines lebenskräftigen Pietismus zu innerer religiöser Ruhe brachte und ihm in Johanna v. Puttkammer die Frau zuführte, die für ihn von größter Bedeutung wurde.

Bismarcks Liebe.

Auf einer Harzreise des pietistischen Kränzchens lernte Bismarck seine Frau näher kennen, aber erst seine religiöse Umkehr erlaubte ihm um Johanna zu werben. Er erzählt selbst, daß er bei der lebensgefährlichen Erkrankung seiner Freundin Marie v. Blankenburg zum ersten Male seit 15 Jahren wieder gebetet habe „ohne Grübeln über die Vernünftigkeit des Gebets“. „Gott hat mein Gebet nicht erhört, aber er hat es auch nicht verworfen, denn ich habe die Fähigkeit, ihn zu bitten, nicht wieder verloren“.

Mit diesen Worten schildert Bismarck in dem berühmt gewordenen Werbebrief um Johannas Hand sein Zurückfinden zu der religiösen Ruhe und damit zu dem Grund, auf dem sich von nun an Bismarcks Leben aufbaute. Der Wunsch der sterbenden Marie v. Blankenburg, er müsse sich jetzt bekehren, es sei die höchste Zeit, war in Erfüllung gegangen.

Johanna v. Puttkammer entstammte einem der Häuser, in denen der Pietismus eine Heimstätte hatte. Bismarcks Wandlung machte eine Verbindung möglich, wenn auch sein Ruf, in dem Hause der Schwiegereltern noch manche Zweifel ließ. Die Antwort auf den Werbebrief war nur eine halbe Zusage. Seine Werbung wurde angenommen, als er selbst in Reinfeld erschien und seine Braut einfach in die Arme schloß. Im Juni 1847 erfolgte die Vermählung, auf der Hochzeitsreise trafen Bismarck und seine Frau in Venedig Friedrich Wilhelm IV., der die Neuvermählten zur Tafel zog.

Bismarcks Weg in die Politik.

In das öffentliche Leben trat Bismarck, als er zum Deichhauptmann (1847) ernannt wurde und gelegentlich die Vertretung seines Bruders im Landratsamte übernahm. Bekannt ist die Geschichte geworden, wie er sich selbst als Landrat vernimmt und bestraft, um über die Angelegenheit einen ordnungsgemäßen Bericht, wie gewünscht, einsenden zu können.

Von vornherein ist er der Mann der ständischen Opposition gegen die liberalisierende Bürokratie. Er trat im Mai 1847 in den vereinigten Landtag ein und hielt sofort eine bedeutungsvolle Rede, die auch durch die äußeren Umstände interessant war. Der Abg. V. Sauken hatte gesagt, das Volk habe sich 1813 nicht aus Nationalstolz erhoben, den kenne ein gebildetes Volk gar nicht, sondern damit der König dem Volke eine Verfassung geben könne. Bismarck protestierte dagegen, als ob die Volksbewegung von 1813 eines andern Grundes bedurft hätte „als der Schmach, daß Fremde in unserm Lande geboten“. Als sich darauf im Landtage ein großer Lärm erhob, drehte sich Bismarck herum, holte eine Zeitung herbei und begann zu lesen, bis der Lärm verrauschte. Dann fügte er noch hinzu, es heiße, der Nationalehre einen schlechten Dienst erweisen anzunehmen, daß die Erniedrigung Preußens nicht hinreichend gewesen sei, durch den Haß gegen die Fremdlinge alle andern Gefühle zu übertäuben.

Bis zu seiner Ernennung zum Bundestagsgesandten ist Bismarck Abgeordneter für verschiedene Landtage (z.B. auch für den Erfurter) gewesen. Seine Politik ging immer auf die Grundlagen von Preußens Macht zurück, und die sah er nicht in den Auseinandersetzungen über Verfassungsfragen und schönen Reden, sondern in dem preußischen Königtum und seiner Geschichte. Bismarck freut sich, daß Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone, die ihm vom Paulskirchen-Parlament angeboten wurde, ablehnt, denn der Glanz dieser Krone könne nur durch Einschmelzen der preußischen Königskrone gewonnen werden, und er will nicht, daß dem preußischen Adler mit der „Frankfurter Heckenschere die Flügel gestutzt werden“.

Die Wirren des Jahres 1848 verletzten sein preußisches Herz schwer. Es ist bekannt, daß er versucht zum König zu gelangen, um ihn zum Festhalten den Revolutionären gegenüber zu ermutigen. Als dies nicht gelingt, schreibt er einen Brief in diesem Sinne, den der König noch lange als erstes Zeichen treuer Anhänglichkeit in dunkler Zeit aufbewahrt hat. Mit Mühe hält er seine Schönhäuser zurück, nach Berlin zu ziehen, um den König zu befreien. Er wird Mitgründer der „Kreuzzeitung“, die im Revolutionsjahr als Gegengewicht gegen die Demokratie gegründet wird.

So ist Bismarck, der Preuße schlechthin, ein Politiker der Tat, auf den sich frühe die Augen seiner politischen Freunde als den entschlossensten Vertreter ihrer Ideen richten. Bereits im Ministerium des Grafen Brandenburg sollte ihm ein Sitz zuteil werden, aber der König schreibt zu dem Namen Bismarck in der Vorschlagsliste: „Nur zu gebrauchen, wenn das Bajonett schrankenlos waltet.

Im Jahre 1850 war in Olmütz die Unionspolitik Preußens zusammengebrochen. Preußen, das damals keinen Krieg führen konnte, mußte sich unter Rußland und Österreich demütigen und auf seine Pläne im Reiche verzichten. Bismarck rechtfertigte in einer Kammerrede die „Schmach von Olmütz“, als die Politik, die unter den gegebenen Umständen die richtige gewesen war. Er selbst sollte ja dereinst die Fehler, die zu Olmütz geführt hatten, bessern und Preußen nach Königgrätz und Sedan führen. Diese Stellungnahme Bismarcks, die für österreichfreundlich galt, entschied, daß er 1852 preußischer Bundestagsgesandter in Frankfurt wurde.

Bismarck als Bundestagsgesandter im Jahre 1858.
Bismarck als Bundestagsgesandter im Jahre 1858.

Der pommersche Landjunker war mit einem Schlage in die hohe Diplomatie versetzt, in der er sich nun mit seinem Takt und gewinnenden äußern Wesen bald zu behaupten wußte.

Über das Leben in Bismarcks Hause in Frankfurt, wo er mit seiner Familie die glücklichsten Jahre zubrachte, gibt das Buch v. Sell, Fürst Bismarcks Frau erschöpfende Auskunft. Zunächst blieb er einige Zeit als Geh. Legationsrat in Frankfurt, um sich erst in die Einzelheiten des Dienstes einzuarbeiten, dann wurde er beglaubigter Gesandter. Es ist oft erzählt, wie Bismarck in Frankfurt sich und dem von ihm vertretenen Preußen die nötige Achtung sicherte. Österreich spielte in dem Konzert des Bundestages die erste Flöte und behandelte die andern deutschen Mächte mit einer Geringschätzung, die sich in Kleinigkeiten äußerte, deren wahren Sinn Bismarck aber sofort erkannte. So pflegte in den Sitzungen der Vertreter Österreichs, Graf Thun, allein zu rauchen, er leitete die Versammlung sehr formlos, bot Bismarck nicht einmal einen Stuhl an, ja, er soll in Hemdsärmeln dagesessen haben. Bismarck nahm sich, als er das nächste Mal erschien, selbst einen Stuhl, zog den Rock aus und zündete sich eine Zigarre an. Graf Thun nahm sich die Lehre sofort zu Herzen.

Der Reibungsflächen zwischen Österreich und Preußen waren viele, so vor allem die Frage des Zollvereins, in den Österreich auch eintreten wollte, um Preußens Einfluß lahm zu legen, die Frage der Flotte und der Bundesfestungen, die schleswig-holsteinsche Frage. Bismarck verfocht überall zäh den preußischen Standpunkt. Er erkannte bald, daß es der Gegensatz zwischen Preußen und Österreich war, der Preußen in allen seinen Lebensäußerungen in der politischen Welt hinderte, ihn galt es vor allem aus der Welt zu schaffen. Schritt für Schritt hat Bismarck jetzt auf dieses Ziel hingearbeitet, bis es 1866 erreicht ist.

Als im Jahre 1854 der Krimkrieg ausbrach zwischen Rußland einerseits, der Türkei, England und Frankreich andererseits, trat er für die Neutralität ein. Preußen habe kein Interesse an den orientalischen Fragen, es würde nur als Vasall der kämpfenden Parteien teilnehmen. In Berlin war eine Partei für Teilnahme an der Seite Rußlands, eine Partei gegen Rußland, zu der letzteren gehörte Prinz Wilhelm, der es Rußland nicht verzieh, daß es in Olmütz Preußen gedemütigt hatte, er warf Bismarck, der wegen dieser Frage öfter von Frankfurt aus in Berlin war, vor, er mache Politik wie ein Gymnasiast. Als der französische Gesandte Bismarck aber sagte, seine Politik werde Preußen nach Jena führen, antwortete er treffend: „Warum nicht nach Leipzig und Roßbach!“ Bismarcks Politik siegte.

Auch als er nach dem Krimkrieg, nachdem Napoleon als Sieger daraus hervorgegangen war, daran ging, mit Frankreich in ein besseres Verhältnis zu gelangen, hatte er mit Widerständen zu kämpfen. Napoleon galt den konservativen Kreisen Berlins als ein Usurpator, mit dem ein Staat wie Preußen sich nicht verbinden dürfe. Bismarck aber war sogar für ein Bündnis mit Rußland und Frankreich zu haben, um Preußens Stellung neu zu schaffen. Leopold v. Gerlach hat er deshalb zugerufen: „Sie ignorieren die Realitäten!“ Frankreich zähle ihm als Stein und zwar als unvermeidlicher im Schachspiel der Politik, „ein Spiel, in dem ich nur meinem König und meinem Lande zu dienen Beruf habe. Sympathien und Antipathien in betreff auswärtiger Mächte und Personen vermag ich vor meinem Pflichtgefühl — — nicht zu rechtfertigen“.

Bismarck ist in dieser Zeit zweimal, 1855 und 57 mit Napoleon zusammen gekommen und hat mit ihm sich besprochen, der seinerseits der Ansicht war, man solle die Zeit von 1806 bis 1813 vergessen, Politiker müßten sich mit der Zukunft beschäftigen. Wenn alle sich mit der Vergangenheit beschäftigen, so müßten Länder, die einmal miteinander Krieg geführt hatten, Feinde für immer sein. Politische Folgen haben die unverbindlichen Besprechungen nicht gehabt, ein Plan eines Besuches Napoleons in Berlin scheiterte an dem Widerstande des preußischen Hofes.—

Bald nachdem Prinz Wilhelm endgültig die Regentschaft übernahm, wurde Bismarck zum Gesandten in Petersburg ernannt, der Prinzregent zählte ihn zunächst nicht zu seinen Werkzeugen, und Bismarck empfand die Versetzung als Kaltstellung. In Petersburg wurde Bismarck, der konservative Royalist und Gegner Österreichs, freundlich aufgenommen. Bis Mai 1862 blieb er in Petersburg, wo er die hohe europäische Politik an einem ihrer Brennpunkte sah, dann wurde er abberufen und auf kurze Zeit zum Gesandten in Paris ernannt.

Inzwischen waren eben in Preußen selbst Verhältnisse eingetreten, die ihn riefen. Während Bismarck in Petersburg war, erlebte seine gegen Österreich gerichtete Politik eine neue Krise. Als im Jahre 1859 Napoleon im Bunde mit Sardinien Österreich den Krieg erklärte, da verlangte die öffentliche Meinung Deutschlands gebieterisch, daß Preußen Österreich helfen sollte, Bismarck geriet in Sorge, daß „wir uns mit dem nachgemachten 1813er von Österreich besoffen machen lassen und Torheiten begehen“. Ihm lag nichts daran Österreich zu stärken, solange es in Deutschland Preußen in drückenden Fesseln niederhielt.

In einem Briefe vom Mai 1859 an den Minister v. Schleinitz spricht er es aus, „daß Preußen das bestehende Bundesverhältnis mit Österreich und den Mittelstaaten als ein Gebrechen betrachten muß, das früher oder später ferro et igni wird geheilt werden müssen, wenn wir nicht beizeiten eine Kur dagegen vornehmen“.

Mit Ingrimm hörte Bismarck, daß man ihn in Deutschland als Parteigänger Frankreichs und Rußlands betrachte, ihm nachsage, er habe Frankreich die Abtretung deutscher Gebiete am Rhein versprochen u.a. Er hat, so schreibt er, niemals etwas anderes geraten, als sich auf die aufzubietende nationale Kraft Deutschlands zu verlassen. Dieses „einfältige Federvieh der deutschen Presse“ merke nicht einmal, daß es gegen das bessere Teil seiner eignen Bestrebungen arbeite, wenn es gegen ihn arbeite. —

Bismarck und v. Roon.

Im Jahre 1861 übernahm der Prinzregent nach dem Tode Friedrich Wilhelm IV. den preußischen Thron als Wilhelm I. Am 18. Oktober setzte er sich in Königsberg die Krone selbst aufs Haupt, um zu zeigen, daß er sie von niemand habe als von Gott.

An dem Grafen Albrecht v. Roon fand Wilhelm I. einen verständnisvollen Förderer seiner Gedanken, der mit Bismarck eines Sinnes war und auf ihn immer wieder hinwies. Als Gegner kam vor allem der Landtag in Betracht, in dem die Opposition allmächtig war und aus den Wahlen im März 1862 noch gestärkt hervorging. Der Landtag suchte seinerseits die Frage der Armeeneuorganisation, dreijährige Dienstzeit und der Bevölkerungsziffer entsprechende Rekrutenzahl, für die er die Mittel bewilligen sollte, als Machtfrage gegenüber dem Königtum aufzuwerfen.

Schon früh wurde Bismarck als Retter in dem Streit genannt. Aber König Wilhelm, der wohl einsah, daß es auf Kampf und nicht auf ein Paktieren mit der Landtagsmehrheit ankam, konnte sich nicht entschließen, Bismarck, den Feind Österreichs, zu seinem Ministerpräsidenten zu machen, obwohl Bismarck eigens deshalb von seinem Petersburger Posten abberufen war. So mußte er nach einigen Wochen der Unentschiedenheit auf kurze Zeit auf den Botschafterposten nach Paris, bis ihn ein Telegramm Roons „Gefahr in Verzug. Eilen Sie!“ im Herbst nach Berlin zurückrief, wo er dann als Ministerpräsident von nun an das preußische und später das deutsche Staatsschiff lenken sollte.

Bismarcks Konflikte.

Als Bismarck in Berlin ankam, war in der Tat Gefahr im Verzuge. Der Widerstand des Parlaments gegen die Reorganisationspläne, der im Grunde darauf hinauslief, die Macht der Krone in militärischen Dingen von den Befugnissen des Parlaments abhängig zu machen, hatte in König Wilhelm den Entschluß reifen lassen, abzudanken. Aber auch der Kronprinz wollte unter diesen Umständen die Krone nicht übernehmen. Da erklärt in der denkwürdigen Unterredung des 22. September 1862 Bismarck seinem König, daß er bereit sei, für die Heeresorganisation einzutreten, selbst gegen die Mehrheit des Landtags. „Dann ist es meine Pflicht, mit Ihnen die Weiterführung des Kampfes zu versuchen, ich danke nicht ab“, erwiderte der König.—

Der Spielfim.

Von diesem Augenblick an datiert das eigenartige wunderbare Verhältnis zwischen den beiden Männern. In alter Lehenstreue tritt Bismarck vor seinen König und rettet durch den Strudel der Zeitströmungen die Macht des preußischen Königshauses hindurch.

— Es wurde nun für Bismarck bald notwendig, ohne die verfassungsmäßigen Grundlagen, d.h. ohne Zustimmung des Landtages, zu regieren. In einer Rede am 27. Januar 1863 hat sich Bismarck hierzu geäußert. Das ganze Verfassungsleben sei eine Reihe von Kompromissen, kommen solche aber durch den Doktrinarismus des einen Faktors nicht zustande, so würden die Konflikte zu Machtfragen, wer die Macht habe, gehe dann in seinem Sinne vor. —

Diese Äußerung ist ihm dahin ausgelegt worden, als ob er der Ansicht sei „Macht geht vor Recht!“ Wie falsch das ist, geht aus dem Zusammenhang hervor. Er war durchaus kein Verächter der öffentlichen Meinung, er hat nicht unnötig den Konflikt gesucht.

„Was die Verfassung Ihnen an Rechten zubilligt, soll Ihnen unverkürzt zukommen!“ rief er der Mehrheit zu, „aber was darüber hinausgeht, werden wir ablehnen und Ihren Forderungen gegenüber die Rechte der Krone wahrnehmen. Das preußische Königtum, dem gerade heute ein neuer Erbe geboren ist, ist noch nicht reif dazu, einen rein ornamentalen Schmuck des Verfassungsgebäudes zu bilden.“

Nicht mit Unrecht hat Bismarck seine Tätigkeit von 1862 bis 1866 als die grundlegend bedeutendste bezeichnet. Die Kämpfe, die jetzt zu führen waren, waren hart, und mancherlei Mißgriffe und Härten erschwerten sie, und nicht allein der parlamentarische Konflikt war durchzufechten. Selbst der Kronprinz nahm in seiner bekannten Danziger Rede in liberalem Sinne gegen Bismarck Stellung, und es zeigt Bismarcks ganze Seelengröße, daß gerade er es war, der den Zorn des Königs gegen seinen Sohn dieser Haltung wegen mäßigte. Der König hielt in vorbildlicher Treue zu seinem Diener, und dieser focht den Kampf durch, obwohl er mit Hohn und Spott wegen seiner politischen Unfähigkeit überschüttet wurde.

Es ist ein klägliches, aber ewig denkwürdiges Bild, wie die in Doktrinarismus entartete Kammeropposition völlig unfähig war, nicht nur den Gegner in seiner Art zu erkennen, sondern ihn überhaupt politisch zu verstehen, obwohl Bismarck durchaus zu einer Verständigung den Weg finden wollte. In der Kommissionssitzung am 30. September 1882 zeigte er einem Nachbarn einen Olivenzweig und sagte: „Diesen Zweig habe ich in Avignon gepflückt, um ihn der Volkspartei als Friedenszeichen anzubieten; ich sehe, daß es noch nicht Zeit dazu ist.“

Der Konflikt werde überhaupt zu tragisch angefaßt, meinte er, die Regierung suche keinen Kampf. „Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht. — Der günstige Augenblick ist für Preußen schon einige Mal verpaßt. Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden — das ist der große Fehler von 1848 gewesen —, sondern durch Blut uns Eisen.“ —

Wenige Tage später fährt Bismarck, der von Baden-Baden kommt, bis Jüterbok entgegen, um ihn über die „Blut und Eisen“-Äußerung zu beruhigen. Der König ist niedergeschlagen und sagt zu Bismarck: „Ich sehe ganz genau voraus, wie das alles endigen wird. Vor dem Opernplatz, unter meinen Fenstern, wird man Ihnen den Kopf abschlagen und etwas später mir.“ Bismarck erwiderte: „Können wir anständiger sterben? Ich selbst im Kampfe für die Sache meines Königs und Ew. Majestät, indem Sie Ihre königlichen Rechte von Gottes Gnaden mit dem eignen Blute besiegeln, ob auf dem Schafott oder den Schlachtfeldern, ändert nichts.

Das waren die Stimmungen, die in den Konfliktjahren Bismarck beherrschten. Der Verfassungskonflikt, der aus dem Militärkonflikt entstanden war, beherrschte die Lage. Alle Erklärungen der Regierung nahm das Parlament mit Protest entgegen, Preß- und Versammlungsfreiheit wurden unterdrückt, jahrelang fuhr der König in geschlossenem Wagen durch Berlin, und sein Geburtstag wurde nicht gefeiert. Es war die Zeit, wo bedeutende Männer durchaus wohlmeinend dem König vorstellten, daß Bismarcks Weg zum Abgrund führte. Aber Bismarck blieb fest und das Vertrauen seines Königs verließ ihn nicht — zum Glück für Ihn und — Deutschland.

Auf Bismarck selbst wurde am 7. Mai 1866 von Cohen-Blind ein Attentat unternommen, es war in den Tagen des kommenden Bruderkrieges gegen Österreich. Der Attentäter schoß in Berlin Unter den Linden mehrmals auf Bismarck, verletzte ihn aber nur leicht. In einer Auseinandersetzung im Reichstage hat Bismarck später eine Schilderung der Stimmung gegen ihn von damals gegeben. Fortschrittliche Blätter hätten damals für Blind Partei genommen und es ihm ordentlich verübelt, daß er sich nicht habe totschießen lassen.

Die Lösung auch der inneren Fragen kam schließlich durch die äußere Politik, zwar erklärten viele (v. Carlowitz, H. v. Sybel), daß die Politik Bismarcks weder Vertrauen noch Erfolg haben werde, doch hat er gerade in dieser Zeit mit völliger Klarheit den Weg vor sich gesehen, auf dem er Preußen sicher aufwärts führen könne. Mit geradezu klassischer Offenheit sagte er dem österreichischen Grafen Karolyi, der gemeint hatte, Österreich könne seinen traditionellen Einfluß auf die deutschen Höfe nicht aufgeben, ohne daß es aus Deutschland herausgedrängt würde: „Nun, so verlegt Euren Schwerpunkt nach Osten!“

Als Österreich durch den Frankfurter Fürstentag versuchte, Preußen wieder fester in die alten Fesseln bundesstaatlicher Enge zu schlagen, wußte es Bismarck zu verhindern, daß der König, der gerade in Baden war, die Tagung besuchte. Freilich war auch hier der Kampf hart, da nur Bismarck die letzten Konsequenzen wirklich durchschaute und bedeutende Einflüsse am Werk waren, den König auf die Seite Österreichs zu ziehen. In starkem Gegensatz zur öffentlichen Meinung setzte sich Bismarck in Fragen der auswärtigen Politik bei Gelegenheit des polnischen Aufstandes, wo er sofort Fühlung mit Rußland nahm entgegen den Sympathien der Österreicher, der Weltmächte und der Liberalen des eigenen Landes. Zum Kampfe gegen Österreich brauchte er ein friedlich freundliches Rußland. In drei großen Kriegen errang Bismarck dann Preußen die Stellung, wie er sie für gesund und nötig hielt. Damit hatte er gesiegt, auch im Innern.

Bismarcks Genialität.

Es ist nicht die Aufgabe dieser Zeilen, die Geschichte der großen Einheitskriege zu erzählen. Im ersten erlangte er 1864 die Abtretung von Schleswig-Holstein an Österreich und Preußen, die noch einmal zusammen vorgingen. Als der Konflikt beim Tode des dänischen Königs reif wurde, war sich Bismarck klar, daß die „Up ewig ungedeelten eineml preußisch werden mußten“, obwohl das ganze Volk für den Augustenburger Herzog als Erben eintrat.

Durch eine meisterhaft geschickte Diplomatie kam er zum Ziel, wenn auch erst, nachdem er im deutschen Krieg von 1866 die deutsche Frage mitentschieden hatte. Der Gegensatz Österreich-Preußen mußte, wenn nicht anders möglich, durch Blut und Eisen entschieden werden, das war nach Bismarcks Erkenntnis Preußens Lebensinteresse.

Im Sommer 1866 waren die Gegensätze soweit gediehen, daß der Krieg ausbrach. Der Gasteiner Vertrag von 1865 hatte noch einmal einen Ausgleich gebracht, aber über der schleswig-holsteinischen Frage kam es dann doch zum Kriege, der Preußen und die Politik Bismarcks nach Königgrätz führte. Österreich war geschlagen „Ew. Majestät haben nicht nur die Schlacht, sondern den Feldzug gewonnen“, sagte Moltke. „Ja“, sagte Bismarck, „die Streitfrage ist also entschieden; jetzt gilt es die alte Freundschaft mit Österreich wieder zu gewinnen.“ Und danach handelte er.

Nur schwer war der König zu der milden Auffassung Bismarcks zu bewegen, ebenso schwer, wie er sich zu dem Bruderkriege entschlossen hatte. Aber nichts kennzeichnet die tiefe und weitschauende Genialität Bismarcks, der als tollkühner, skrupelloser Junker und übermütiger Phantast in Europa verschrien war, besser, als seine Tätigkeit bei den nun folgenden Nikolsburger Verhandlungen. Noch heute erfreuen wir uns der Früchte dieser weisen Politik, die die Grundlagen für den Bund der Zentralmächte schuf, an dem die Feinde zerschellen werden.

Österreich wurde von Gebietsabtretungen verschont, auch Sachsen blieb bestehen. Hannover, Kurhessen und Nassau, die trotz Bismarcks Aufforderungen zu neutraler Haltung ihr Geschick an Österreich gebunden hatten, wurden preußisch. Das waren im großen und ganzen die Ergebnisse des Feldzuges, der Preußen freie Hand in Deutschland, vorerst in Norddeutschland, schuf.

Der schnelle Abschluß des Friedens mit Österreich war zu einem gewissen Teile auch durch das Eingreifen Napoleons herbeigeführt. Schon früh mischte er sich ein, als er aber durch eine geschickte Politik Bismarcks von dem Friedensschlusse ferngehalten war, verlangte er kurz und bündig für sich die Grenzen Frankreichs vor 1815. Der Gesandte Benedetti mußte diese Forderungen schriftlich einreichen, ein Schriftstück, das Bismarck wohl aufbewahrte, weil es den süddeutschen Fürsten, die vor 1866 noch oft in Frankreich gegen Preußen Schutz suchten, zeigte, wie man in Frankreich über sie dachte.

Als Bismarck ablehnte, über die Aufgabe deutschen Landes zu verhandeln, entstand die Gefahr eines Krieges, der aber nicht zum Ausbruch kam, da Frankreich nicht gerüstet war. In Frankreich empfand man den Sieg Preußens als eine Niederlage der Franzosen und „Rache für Sadowa“ wurde dann ja auch der Grund zu dem Kriege von 1870. – Die Größe des Staatsmannes zeigte Bismarck jetzt auch im Innern. Als Sieger standen sein König und er da, ihre Politik war durch die Ereignisse glänzend gerechtfertigt, und doch zögerte er nicht, in der Indemnitätsvorlage der Kammeropposition die Hand zur Versöhnung zu reichen. Er zeigte, wie es ihm, fern von allem Parteidogmatismus, nur auf das Staatswohl ankam, dem er die Form gern zum Opfer brachte. Stets hatte er sich auch während des Konfliktes bemüht, auch seine Gegner zu dieser Höhe politischer Auffassung zu erziehen, wenn es ihm auch nur schwer gelang, bei dem alten Erbfehler der deutschen Gegensätze so persönlich und scharf als möglich aufzufassen.

Bismarcks Werk.

Die nächsten Jahre waren dem Ausbau des Gebäudes des Norddeutschen Bundes gewidmet, nach dem sich dann nach 1870 das Reich richten sollte. Auch gelang es, die süddeutschen Staaten fester an Norddeutschland zu ketten; es wurde alles vorbereitet für den Kampf mit Frankreich, den bereits der Friede von 1866 in bedrohlicher Nähe gezeigt hatte. Auch hier tat die kluge Politik Bismarcks Rußland gegenüber ihre Schuldigkeit. Wie sich dann an der spanischen Thronfrage der deutsch-französische Krieg entwickelte, wie er zu Ende geführt wurde, das hier zu erzählen erscheint wohl überflüssig.

Bismarck hat den Fehdehandschuh aufgehoben, als er hingeworfen wurde. Es ist bekannt, wie in den schwülen Julitagen des Jahres 1870 Bismarck durchaus nicht damit einverstanden war, daß die französischen Unverschämtheiten nicht eine sofortige scharfe Zurückweisung erhalten hatten. Moltke, Roon und Bismarck sitzen zusammen, als das Telegramm Abekens aus Ems ankommt, in dem die Ereignisse geschildert werden, in deren Mittelpunkt Benedettis Forderungen an König Wilhelm stehen. Bismarck streicht an dem Inhalt Überflüssiges weg, und es entsteht die berühmte Emser Depesche. Erst war´s eine Schamade, jetzt klingt´s wie eine Fanfare!

Als dann im Spiegelsaal in Versailles nach langen, mit unermüdlicher Geduld und diplomatischer Klugheit geführten Verhandlungen König Wilhelm zum Deutschen Kaiser ausgerufen wird, da hat Bismarck das Höchste erreicht: er hat das Sehnen seiner Zeit gestillt, das die größten und besten Geister Deutschlands in Wort und Schrift so oft beschäftigt hatte.

Generalsvortrag in Versailles.
Generalsvortrag in Versailles

Über die Mittel es zu erreichen hatte nur er verfügt, das staatsmännische Genie, das in Jahrhunderten nur einmal einem Volke geschenkt wird. Bismarck hat 1870 bei Gelegenheit eines Tischgespräches erzählt, er habe als Göttinger Student mit einem Amerikaner gewettet, daß Deutschland in 25 Jahren einig sei, was der Amerikaner bezweifelte. Daß er stets nicht nur preußisch, sondern preußisch-deutsch dachte, hat der Gang seiner Politik für alle Zeiten erwiesen. — Der Dank seines Königs blieb nicht aus. Nachdem er bereits 1865 Graf geworden war, wurde er jetzt in den Fürstenstand erhoben.

Am 9. Juli 1879 führte Fürst Bismarck im Reichstage aus: „Ich habe von Anfang meiner Karriere nur den einen Leitstern gehabt: durch welche Mittel und auf welchem Wege kann ich Deutschland zu einer Einigung bringen, und wie kann ich diese Einigung befestigen, fördern und so gestalten, daß sie aus freiem Willen aller Mitwirkenden dauernd erhalten wird?“ So setzte er nach den großartigen Erfolgen der drei Kriege alles daran, das Reich, das staatsrechtlich so sehr seine eigene Schöpfung war, im Innern gesund und kräftig zu gestalten. Eine einheitliche Maß-und Gewichtsordnung, Reichsgericht, Verstaatlichung der Eisenbahnen schuf er und machte Ende der siebziger Jahre die große Schwenkung vom Freihandel zur Schutzzollpolitik, um das Reich auch als Wirtschaftsgebiet auf eigene Füße zu stellen.

Der Kanzler am Schreibtisch.
Der Kanzler am Schreibtisch.

In heißen parlamentarischen Kämpfen erreichte er das Ziel, dessen Bedeutung wir wohl alle erst heute recht verstehen. Manches freilich gelang nicht, so blieben die Finanzen des Reichs von den Einzelstaaten abhängig, und Bismarcks Politik der Monopole (Tabakmonopol) scheiterte. Unter seiner Reichskanzlerschaft erschien die große kaiserliche Botschaft, die die sozialreformatorische Gesetzgebung einleitete.

Bismarck hat sich stets warm dafür eingesetzt und nur praktischen Blickes, wie er war, vor allzu großer Übereilung im Tempo gewarnt, wegen der Rückwirkung auf die Konkurrenzfähigkeit unserer Industrie, denn auf diesem Gebiete wollten uns die „freiheitlichen“ Völker, die so gern stets auf das „reaktionäre“ Preußen-Deutschland herabsahen, nicht folgen.

Als Feind des Reiches betrachtete er die politische Macht der katholischen Kirche, wie sie im Zentrum bei uns in die Erscheinung trat, eine Macht, die außernationalen Befehlen gehorche. Im Kulturkampf kam es 1874 zu einer heftigen Auseinandersetzung, die für das ganze Volksleben schwere Erschütterungen herbeiführte; ja, ein fanatischer Böttchergeselle Kullmann wagte, als Bismarck in Kissingen zur Kur weilte, ein Attentat. Später einigte sich Bismarck mit dem Zentrum wieder, das ihm dann für die Schutzzollgesetze die Mehrheit brachte.

Sein Hauptkampf richtete sich aber gegen die wachsende Macht der international gerichteten Sozialdemokratie, deren äußere Organisation er durch die Sozialistengesetze zerstörte, ohne freilich ihr Wachstum hindern zu können. Die Attentate von Hödel und Dr. Nobiling auf den 81jährigen Kaiser Wilhelm zeigten, wie weit die Verhetzung großer Volksschichten schon gediehen war und gaben Bismarck Gelegenheit zum Einschreiten. Die Kämpfe Bismarcks gegen Zentrum und Sozialdemokratie hatten keinen Erfolg.

Auch in der Kolonialpolitik war er der nationale Deutsche. Er stellte den Schutz des Reiches den kühnen Deutschen zur Verfügung, die in fremder Erde die deutsche Flagge hißten und schuf so die deutsche Kolonialpolitik, die durchaus nicht so von Anfang an den Beifall der Nation hatte wie heute. — Mit besonderer Sorgfalt pflegte er das Verhältnis Preußens zu den andern deutschen Bundesstaaten, worunter Bayern und sein König sich seit langer Zeit seiner besonderen Beachtung erfreuten.

Bismarcks parlamentarischer Kampf.

Im parlamentarischen Kampf zeigte sich Bismarck noch immer als Meister, stets waren für ihn nur sachliche Gründe entscheidend, und so stark er hassen konnte, so grimmig er die Widersacher befehdete, so ruhig beurteilte er die Parteien danach, ob sie für den Staatszweck von Nutzen waren oder nicht. So kam es, daß nacheinander die verschiedensten Parteien zu den Freunden des Kanzlers gehörten.

Ja, zu seinen grimmigsten Feinden gehörten lange Zeit diejenigen, aus deren politischen Ideenkreis er selbst hervorgegangen. Sie haben ihn am heftigsten befehdet, als er zur Erreichung der höheren Zwecke Wege wandelte, auf denen sie von ihrem eng partikularistischen Gesichtspunkt aus nicht folgen konnten und wollten. Er prägte schließlich mit seiner gewaltigen Persönlichkeit auch den Parteien, Freunden wie Gegnern, seinen Stempel auf.

Daß gerade in den ersten Perioden des Deutschen Reichstages die Anzahl bedeutender Parlamentarier nicht klein war, ist nicht ohne Grund; an diesem Gewaltigen reckten auch die Gegner sich zur Größe. – Seine Reden, die er im Parlament gehalten hat, haben ihn auch zum Klassiker der deutschen Sprache gemacht. Was Bismarck war, war er ganz und echt. Seine Sprachbilder entnahm er der eigenen Anschauung, was er sagte, das kam aus dem Innersten, und wenn es auch nicht in fließender, wohlgesetzter Rede dahinfloß. Seine Kunst der Rede stand höher, sie packte und zündete. Bismarck als Klassiker unserer Sprache ist ein Kapitel für sich; noch in Jahrhunderten werden Bismarckworte unvergängliches Gut des deutschen Volkes sein.

Bismarcks Außenpolitik.

Die erste Sorge war Bismarck trotz aller sonstiger Tätigkeit stets der Gedanke an die Sicherheit des Reiches. „Vous avez le cauchemar des coalitions“ (Sie haben den Albtraum von Koalitionen) hat ihm der russische Gesandte Graf Schuwalow vorgeworfen, als er ihm ein deutsch-russisches Bündnis vorschlug und Bismarck ihm gegenüber die Lage Europas entwickelte und die ungünstige Lage Deutschlands schilderte. Der Alpdruck aller möglichen Verbindungen gegen Deutschland war es in der Tat, der Bismarck danach trachten ließ, einmal die Heeresmacht des Reiches so fest wie möglich zu verankern, andererseits seinerseits eine großzügige Bündnispolitik zu beginnen.

Keine Stimme hat in Frankreich je auf Elsaß-Lothringen verzichtet“, hat Bismarck im Reichstage einmal gesagt, er kannte die Stimmung des französischen Volkes. Nachdem sich Frankreich von seiner Niederlage überraschend schnell erholt hatte, ist seine Politik von dem Revanchegedanken beherrscht geblieben. Bismarck glaubte, die Republik sei friedliebender als ein Kaiserreich Frankreich, er glaubte auch dadurch, daß er Frankreich in dem Erwerb großer Kolonialreiche freie Hand ließ, in Europa mehr Ruhe vor ihm zu haben, aber an bestimmten Punkten kehrte die Politik auch der Republik automatisch zu dem Leitstern der Vergeltung für 1870 zurück.

Bereits 1875 fragte die „Post“: „Ist Krieg in Sicht?“ und die daran anschließende politische Erörterung zeigte, daß Frankreich für seine Rüstungen mehr sorgte, als s. Zt. nötig war. Dann rückte das Auftreten Baulangers, der die Revancheströmung und die Unzufriedenheit mit der republikanischen Clique für sich nutzen wollte und dadurch Deutschlands Frieden bedrohte, bald auf die Schnäbele-Affäre die Kriegsgefahr sehr nahe. Es galt auf der Hut zu sein, vor allem aber die eigne Wehrmacht stärken. In diesem Punkte ließ deshalb der Kanzler nicht mit sich rechten, und in den Septennatswahlen schuf er sich eine Mehrheit, die auch ihrerseits in den Fragen der nationalen Verteidigung mit ihm durch dick und dünn ging und alles gewährte, was das Reich zu seinem Schutze brauchte.

In seiner großen Rede vom 6. Februar 1886, in der er das Wort sprach: „Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt, und Gott wird mit uns sein“, wies er zur Begründung der Heeresforderungen zum ersten Male darauf hin, daß in Frankreich und Rußland eine Kriegspartei bestände, die uns zwinge, auf der Hut zu sein. Der große Gedanke des Zweifrontenkrieges ist seitdem nicht aus dem Volksbewußtsein verschwunden und jetzt in noch verstärkter Form bittere Wirklichkeit geworden.

Schon bei den Kriegserörterungen im Jahre 1875 hatte es sich gezeigt, daß Rußland und Frankreich Anschluß an einander suchten und fanden. Das Wachsen Preußens, das früher oft der russischen Politik folgsam ergeben, ist in Rußland mit Mißtrauen beobachtet worden. Eine entschiedene Abkehr von Deutschland erfolgte aber in Rußland erst seit dem Berliner Kongreß.

Nachdem Rußland in dem russisch-türkischen Krieg 1878 gesiegt und im Frieden von San Stefano die europäische Türkei fast vernichtet hatte, wäre es auf Betreiben des alten Widersachers Rußlands, England, das die Zerstückelung der Türkei nicht zugeben wollte, zu einem allgemeinen Weltbrand gekommen. Der russische Botschafter in London, Graf Schuwalow, bestimmte Bismarck in Barzin, einen Kongreß nach Berlin zu berufen, um die widerstreitenden Interessen zu vergleichen. Deutschland hatte, wie Bismarck im Reichstage erklärte, an diesen Dingen im Orient kein Interesse, „das auch nur die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers wert wäre“.

Bismarck stand auf der Höhe seiner Macht, sein Ansehen war gewaltig in Europa. Nach vierwöchiger Dauer war der Kongreß beendigt, aber obwohl Bismarck den Russen stets ein großes Wohlwollen bewiesen hatte, hatte man in Petersburg mehr erwartet, man entrüstete sich über das undankbare Deutschland, und die deutschfeindliche Stimmung in Rußland zieht noch heute aus dieser mangelnden Dankbarkeit Deutschlands ihre Hauptnahrung.

Die Annäherung Rußlands an Frankreich beginnt nach dem Kongreß festere Formen anzunehmen. Als man in Deutschland einsah, daß die Stimmung in Petersburg immer feindlicher sich gestaltete, schritt Bismarck zu dem deutsch-österreichischen Bündnis. Auch der österreichische Minister Graf Andrassy fand, daß ein Defensivbündnis gegenüber den russischen Ansprüchen nötig sei, und in kurzer Zeit wurde der Bündnisvertrag entworfen und von den Souveränen genehmigt.

Bismarcks Bündnisse.

Am 7. Oktober 1879 wurde das Bündnis endgültig geschlossen. Die alte Politik Preußens gegen Österreich war vergessen, nicht zuletzt dank der weisen Mäßigung Bismarcks 1866, und in Deutschland und Österreich wurde der Bund vom Volke freudig begrüßt. Die Völker hatten sich in größerem Zusammenhange wiedergefunden und ihre Vereinigung besteht gerade in unserer Zeit glänzend ihre Feuerprobe. Bismarck hatte eingesehen, daß der Bestand der österreichischen Monarchie ein Lebensinteresse auch für das deutsche Reich war, deshalb machte er das deutsch-österreichische Bündnis zum Eckstein unserer auswärtigen Politik.

Im Jahre 1882 trat zu diesem Bündnis Italien hinzu, zu dem Bismarck schon seit längerer Zeit nähere Beziehungen unterhalten hatte. Die Besetzung von Tunis sowie das feindliche Verhalten Frankreichs trieb Italien an die Seite der Zentralmächte, es bildete im Bunde die Fassade nach Westen; doch ist über den Bund selbst wenig bekannt geworden, auch nicht darüber, in welcher Weise im Ernstfalle Italien die Bundesgenossen zu unterstützen habe.

Zu jener Zeit war noch England die Ergänzung des Dreibundes zur See, weil es selbst in den Zentralmächten seinen Verbündeten gegen Rußland sah und es ist anzunehmen, daß diese Tatsache für den Anschluß des meerumflossenen Italien an Deutschland und Österreich entscheidend war.

Der Dreibund war Bismarcks eigenstes Werk, gleichwohl aber hielt er es nicht für angebracht, den „Draht nach Petersburg“ abreißen zu lassen. Wie sehr ihm für Preußen-Deutschland während seiner ganzen Laufbahn gute Beziehungen zu Rußland wichtig und förderlich gewesen sind, geht aus jeder Seite seines Lebens hervor, er hat sie bis zu seinem Abgang gepflegt und ihre Bedeutung noch durch den berühmt gewordenen Rückversicherungsvertrag unterstrichen. Dieser Vertrag vom Jahre 1884 und 1887 sollte Deutschland gegen das Zustandekommen eines französisch-russischen Bündnisses schützen, das Bismarck nicht ohne Sorge wachsen sah. Beide Mächte verpflichteten sich zu wohlwollender Neutralität, falls eine von einer dritten Macht angegriffen wurde, da Österreich Rußland nicht angreifen würde, so konnte nur ein Angriff Frankreichs auf Deutschland in Frage kommen. —

Bismarck und seine Könige.

Am 9. März 1888 starb der greise Kaiser Wilhelm. Nicht ohne Bewegung liest man die Worte, in denen Bismarck so oft von seinem Herrn spricht. Diese begeisterte, innerlich ergriffene Schilderung des tapferen schlichten hochgemuten königlichen Edelmannes, zu dem Bismarck nur die treuste Liebe und Verehrung empfinden kann, ehrt Bismarck wie den König gleichermaßen.

Das herrlichste Vertrauensverhältnis von Herrn und Minister, das die Geschichte kennt, war untrennbar, und als der König einst, als Bismarck wegen politischer Fragen sein Abschiedsgesuch eingereicht hatte, an den Rand sein „Niemals!“ schrieb, da gab er dem eignen Empfinden ebensosehr Ausdruck wie der Überzeugung aller, die das gegenseitige Miteinanderarbeiten in bösen und glücklichen Tagen verfolgt hatten und das war das ganze deutsche Volk.

Bismarck hat auch Friedrich III., der die 100 Tage dann die Herrschaft führte, zur Seite gestanden. Als Kronprinz war er oft anderer Meinung gewesen als Bismarck, ja in der Konfliktzeit hatte er offen ihn bekämpft, aber in Nikolsburg wie in Versailles hatte er auch zu gunsten von Bismarcks Ansicht auf den König eingewirkt, und was Bismarck den Hohenzollern geleistet hatte, konnte ihm nicht verborgen bleiben. Der große Dulder auf dem Kaiserthrone ging dahin und Wilhelm II. bestieg den Thron, auch ihm war Bismarck zunächst der verehrte und kundige Führer der Reichspolitik.

Der Spielfim.

Es kam dann im März 1890 die Stunde, in der Bismarck seine Ämter niederlegte. Es hatten sich verschiedene Auffassungen zwischen Kaiser und Kanzler über politische Fragen gebildet, so daß diese Lösung eintreten mußte. Es ist nicht die Aufgabe dieser Zeilen die Geschichte von Bismarcks Sturz zu schreiben, zumal sie in einzelnen Punkten durchaus noch nicht widerspruchslos klar vor uns liegt.

Wir kennen durch eine Veröffentlichung von Bismarcks Sekretär, Busch, in einem Berliner Blatte, das Abschiedsgesuch, das Bismarck dem Kaiser am 19. März unterbreitete, um die Geschichte dieser Tage für die Welt, der er Rechenschaft schuldig sei, klarzulegen. Der Ausfall der Wahlen vom Februar 1890 hatte eine Niederlage des Kartells Bismarcks gebracht, innere Fragen des Verkehrs mit den Ministern und Parteiführern, die Frage der Politik gegenüber Rußlands alles hat mitgespielt, daß Bismarck den Platz räumte.

In seinem Handschreiben dankte der Kaiser für die treuen Dienste, verlieh ihm die Würde eines Herzogs von Lauenburg und den Rang eines Generalobersten der Kavallerie. An den Großherzog von Weimar aber telegraphierte der Kaiser: „Mir ist so weh, als hätte ich meinen Großvater noch einmal verloren. Der Kurs bleibt der alte; Volldampf voraus!

Nach der Abschiedsaudienz beim Kaiser legte Bismarck auf dem Grabe Wilhelms I. in Charlottenburg 3 Rosen nieder und am 29. März verließ er Berlin, vom Volke lebhaft begrüßt, um in Friedrichsruh im Sachsenwalde den Lebensabend zu verbringen.

Bismarcks Arbeitszimmer in Friedrichsruh.
Bismarcks Arbeitszimmer in Friedrichsruh.

Bismarck verzichtete nicht fortan auf jede politische Tätigkeit, er hatte noch Anteil am Wohl und Wehe des Reiches und nahm vornehmlich in den „Hamburger Nachrichten“ zu den politischen Fragen Stellung. Freilich wuchs dadurch auch zuweilen die Spannung zwischen ihm und den Trägern der jeweiligen Politik des „neuen Kurses“, doch Bismarck wahrte sich das Recht, seine Meinung zu sagen. (So auf dem Marktplatz in Jena.)

Mit Schmerz sah das Volk, wie der Draht zwischen Berlin und Friedrichsruh zerrissen schien, und es wurde daher im ganzen Volke als ein großes Glück betrachtet, daß der Gründer des Reiches und der Herrscher am 26. Januar 1894 zum ersten Male seit Bismarcks Entlassung freundschaftlich wieder zusammenkamen. Ein erfreulicher Tag deutscher Geschichte!

Wann wäre aber in Deutschland der Parteigeist je ganz zum Schweigen gebracht worden. Als Fürst Bismarck am 1. April 1895 seinen 80. Geburtstag beging, da versagte der Deutsche Reichstag mit 163 gegen 146 Stimmen dem Reichsgründer einen Glückwunsch, man wollte den Anschein vermeiden, als ob man Bismarcks Grundsätze billigte!! Ohne Bismarck und seine Grundsätze wäre der Reichstag garnicht dagewesen. Der Präsident des Reichtages v. Levetzow, ebenso der Vizepräsident Dr. Bürklin, traten sofort zurück und der Kaiser sprach dem Fürsten Bismarck telegraphisch seine „tiefste Entrüstung“ über das Verhalten des Reichstages aus.

Was der Reichstag versäumt hatte, tat der preußische Landtag. 479 Mitglieder des Landtages und der Reichsminderheit überbrachten dem Fürsten persönlich ihre Glückwünsche. Der Kaiser erschien selbst in Friedrichsruh am 26. März und überreichte einen goldenen Kürassierpallasch. Die Feier des Tages selbst gestaltete sich überaus gewaltig mit ihrer Huldigung der deutschen Universitäten. —

Bismarck in Sachsenwalde.

Noch einige Jahre lebte Bismarck in stiller Ruhe in seinem geliebten Sachsenwalde. In seinem gastfreien Hause fand mancher angesehene Gast und manche Abordnung des seinen Bismarck tief verehrenden Volkes Aufnahme.

Der Alte vom Sachsenwalde.
Der Alte vom Sachsenwalde.

Am 27. November 1894 war Bismarck die Gefährtin seines Lebens gestorben. „Sie wissen nicht, was diese Frau aus mir gemacht hat“, hat er einmal gesagt. Man muß das treffliche Buch „Fürst Bismarcks Frau“ lesen, um sich so recht inne zu werden, wie wahr dies ist. Sie lebte nur im Bismarck und erleichterte ihm so seinen schweren Beruf.

Bismarck hat sie nicht lange überlebt, seine Gesundheit ist stets schwankend gewesen und oft hat ihn nur die stärkste Willensanstrengung aufrecht erhalten. In den letzten Jahren sorgte die ärztliche Kunst Schwenningers für seine Gesundheit, was bei dem souveränen Willen Bismarcks nicht immer leicht gewesen sein soll. — Am 30. Juli 1898 verschied Bismarck. Er wurde im Sachsenwalde an der Seite seiner Gemahlin beigesetzt.

Schlußwort.

In Bismarck verehren wir nicht allein das große politische Genie, vor allem auch den großen deutschen Mann. Was er immer erreicht hat, es erscheint uns bei ihm nie als Ergebnis klügelnden Verstandes, irgendwie hängt stets sein Herzblut, seine Persönlichkeit daran. Die Grundlagen seiner Kraft sind die tiefe Religiösität, die ihn beseelt, und die er stets mit Freimut und ohne Scheu bekannt, der Mut, sich der Sache des Vaterlandes ganz hinzugeben und in zäher Energie auf das Ziel loszugehen, mit einem Wort, die Art Mannesarbeit deutsch und gründlich zu verrichten, und die Zartheit eines echten tiefen Gemütslebens, wie es sich bei Bismarck besonders im Familienleben entfaltet hat.

Hier liegen die Quellen seiner Kraft, die so ganz dem deutschen Vaterlande zugute gekommen ist, daß wir heute von einem Zeitalter Bismarcks in unserer Geschichte sprechen. Als Bismarck geboren wurde, hatte das nationale Leben auch eine Blüte. Ein hoher Sinn hatte die Freiheitskriege zu Ende geführt, das Deutschland der Dichter und Denker war das Land reichen geistigen Lebens geworden, aber ihm fehlte die nationale Einheit, der Rahmen, der auch die politische Kraft unseres Volkes zu voller Ausnutzung erst bringen konnte. Und hier setzte Bismarcks Tat und Lebenswerk ein.

Was so oft in Wort und Schrift ersehnt und ersungen worden war, Bismarck ließ es zur Tat werden. Jetzt ist das Reich da nach Bismarcks Willen und Wesen. Wir haben die Aufgabe, dies unser eigen Haus zu verteidigen. Nur 44 Jahre hatten wir Zeit zum Aufbau und zur Rüstung gegen die immer heftiger auftretenden Feinde, die uns die eigne Entwicklung nicht gönnen.

In seiner großen Rede vom 6. Februar 1888 sprach Bismarck auch von dem Krieg, in dem wir angegriffen werden, „dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum Bodensee wie eine Pulvermine aufbrennen und von Gewehren starren, und es wird kein Feind es wagen, mit diesem Furor teutonicus, der sich beim Angriff entwickelt, es aufzunehmen.

Bismarcks unablässige Sorge war es, das Reich auch in den Stand zu setzen, diese Verteidigung so führen zu können. Alle seine politischen Maßnahmen führte er unter diesem Gesichtspunkte aus und wie sehr er das Richtige wollte auf wirtschaftlichem, sozialem, militärischen und den Gebieten des nationalen Denkens, Fühlens überhaupt, das empfinden wir erst heute ganz.

Wenn wir dann heute Bismarcks Geburtstag mitten im Weltkrieg feiern, nicht mit großen Festen wie es wohl im Frieden gewesen wäre, so kann es nur geschehen, indem wir uns recht eindringlich erinnern, wie sehr wir in dem Staate, den wir verteidigen, gerade sein Werk vor uns haben und wie wir uns mit seinem Geiste aufs neue erfüllen müssen, wenn wir seiner opferfreudigen Vaterlandsliebe gerecht werden wollen. In seinem Geiste sind wir in diesem großen Kampf um unser staatliches Dasein eingetreten, in seinem Geiste wollen wir aushalten!

— An Graf Roon schrieb Bismarck einst: „Ich stehe dienstlich auf der Bresche und mein irdischer Herr hat keine Rückzugslinie. Vermüde ich, so bin ich anschlagsmäßig verwendet, und der Verbrauch meiner Person ist vor jedem Rechnungshofe justifiziert“. In diesem Geiste feiern Deutschlands Söhne heute Bismarcks 100. Geburtstag, sei es vor dem Feind oder im Lande. —

Quellen.

https://hwk1.hebis.de/hebis-marburg/periodical/pageview/1193102
https://hwk1.hebis.de/hebis-ffm/periodical/pageview/1347729

Fanale – 109 Jahre Kriegs- und Belagerungszustand.

Am 31. Juli jährte sich zum 109. mal der Schicksalstag der Deutschen. Vor 109 Jahren wurden die Deutschen in diesen unsäglichen Weltkrieg gezwungen, der bis heute andauert. Der Krieg wurde in dieser langen Zeit auf ganz unterschiedliche Weisen geführt, nur eine Sache war immer deutlich: Alles diente dem großen Ziel, der Auslöschung der Deutschen.

Wer meint daß die Deutschen dadurch gebrochen sind, der irrt. Es passiert genau das, was der Feind nie erwartet hätte. Die Deutschen besinnen sich ihrer Wurzeln und arbeiten für den Frieden. Gemeinsam setzen wir ein Zeichen und werden diesen elendigen Krieg beenden.

Wie bei jedem der vier Fanale-Termine im Jahr, wurden wieder viele Feuer entfacht. Danke an alle die ihr Fanal gefilmt und eingesendet haben!

Fanale 1. April 2023. Wiegenfest Otto von Bismarcks.

Am 1. April 2023 haben Deutsche an verschiedenen Bismarcktürmen im ganzen Bundesgebiet die alte Tradition wieder aufleben lassen. Die Entzündung von Feuern auf Bismarcktürmen, auch bekannt als „Bismarckfeuer“ oder „Götterdämmerung“, ist eine Praxis, die ihren Ursprung im späten 19. Jahrhundert hat und bis heute in einigen Regionen Deutschlands gepflegt wird.

Die Tradition des Bismarckfeuers geht auf das Jahr 1898 zurück, als zum 83. Geburtstag des Staatsmannes Otto von Bismarck erstmals Feuer auf den Türmen entzündet wurden. Bismarck, der maßgeblich an der Gründung des Deutschen Reiches beteiligt war und als einer der bedeutendsten deutschen Staatsmänner gilt, wurde damit geehrt und in Erinnerung gehalten.

Heutzutage hat sich die Tradition des Bismarckfeuers in einigen Regionen Deutschlands zu einer regelmäßigen Veranstaltung entwickelt. Zum Geburtstag Bismarcks oder zu anderen besonderen Anlässen versammeln sich Menschen an den Bismarcktürmen, um die Feuer zu entzünden und an die großen Taten des Reichsgründers zu erinnern.

Das Bismarckfeuer ist ein Zeichen der Verbundenheit mit der deutschen Geschichte und Identität. Es steht für den Zusammenhalt und die Kraft, die das Deutsche Reich und seine Einigungsbewegung hervorgebracht haben. Es zeigt auch, daß Traditionen und Rituale eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielen und uns dabei helfen, unsere Identität und Geschichte zu bewahren.

Der nächste Termin ist der 31. Juli, an dem an die Erklärung des Kriegszustandes gedacht wird.